StartseiteNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

Teilen
 

 Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag

Vorheriges Thema anzeigen Nächstes Thema anzeigen Nach unten 
Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8  Weiter
AutorNachricht
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSa 23 Mai 2020 - 18:41

In Isolation

Phoebe hockte auf dem Bett, welches zeitweise das ihre war. Dumpf drangen die Worte des Gesagten zu ihr durch. Das letzte Gespräch mit Nils. Ihr Gedanken waren nun klar wie der durch die Fensterillusion angedeutete Tageshimmel. Tiefes Bedauern fiel über sie und wog wie ein schwerer Stein auf ihrer Burst. Was hatte sie nur gesagt? Welch irrsinnige Worte hatte sie da nur von sich gegeben. Das schlimmste an der ganzen Szenerie war, dass sie es gesehen hatte. Sie hatte jeden Moment gesehen, indem ihre Gedanken düsterer wurden. Sie war es, die aktiv gesprochen hatte und es war das Letzte, was sie jetzt brauchte. Das Gefühl allein gelassen zu werden. Nils hatte richtig festgestellt, er würde ihr nicht helfen können. Keiner ihrer Freunde könnte dies. Sie blickte umher und verteufelte innerlich zu was sie gezwungen war. Wieso nur musste es gerade sie so schwer erwischt haben?

Gefühlt zogen die Stunden wie Tage, Wochen oder gar Monate über sie her, als sie vom Bett aus zur Decke starrte. Flüchtig fiel ihr etwas auf. Es kam aus einer der dunkleren Ecken des Turmzimmers. Ein düsteres Lächeln samt einer finsteren Figur, die es auf dem vertrauten Gesicht trug. Die Umrisse des Schemens wurden deutlicher. Eine schlanke, ausgemergelte Figur, mit langen, wabernden Haaren. So dunkel wie die Leere selbst. Einen Leerenwandler gleich, den man in ein weibliches, annähernd menschliches Korsett gezwungen hatte. „Erinnerst du dich noch an mich, kleine Magierin?“, raunte die Stimme in ihrem Kopf, während die Schattenform, die nun mehr denn je der ihren glich, auf sie zukam. „Erinnerst du dich, wie du mich in deiner Realität willkommen geheißen hast? Ich bin auf ewig bei dir. Denn du wirst meinen Fängen niemals mehr entkommen…jaaa. Die Worte waren leicht gesprochen und es tat dir gut, nicht wahr? So gut…“ – Phoebe schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Du…du kannst unmöglich“ – „hier sein?“, beendete die Schattenform. „Aber doch, mein Kind. Du hattest mich in dich hineingelassen. In Theramore. Als du das Idol unseres Meisters nutztes und ihn verraten hast. Aber wie gut, dass ich hier bin um dich zu seiner…Glorie zu führen. Du hast immer versucht deinem Kern zu entweichen Phoebe. Und nun steht er…stehe ich vor dir. Du musst es nur wollen und alles wird…leichter werden.“ Phoebe starrte das Leerenwesen vor sich an. Sie schüttelte wieder den Kopf und wich vom Bett, als das Wesen auf eben jenes und zu ihr klettern wollte. „Komm in meine Arme, Kind. Du willst es doch auch. Du weißt es."

Phoebe stieß mit einem Mal gegen etwas. Das Atmen fiel ihr schwer und sie fasste sich an die Kehle, die sich zunehmend zuzog. Es fühlte sich an, als würde sie ertrinken. Es wurde kalt. Sehr kalt und sie fing zu schreien an, ohne dass es jemals jemand hören sollte. Dann wurde alles dunkel. Als Phoebe wieder zu sich kam, war der Raum düster und unheilvolle Schatten waberten um sie herum. Sie raffte sich auf, nur um dann wieder niedergerungen zu werden. Urplötzlich begann sie zu kämpfen. Verzweifelt gegen die Schatten anzutreten und sie abzuwehren. Sie spürte mit einem Schlag, den sie aussetze, etwas Hartes, zog die schmerzende Faust zurück und schüttelte sie aus. Es kam wie eine Idee über sie, die nächste Gestalt zu packen und zerfetzen zu wollen. Und so tat sie es auch. Sie riss eine nebulöse Form nach der anderen in Stücke und fühlte sich stark dabei. Ein sonderbares Gefühl. Als sie zu Boden blickte erkannte sie jedoch etwas…Außergewöhnliches. Etwas, dass sie nicht hatte kommen sehen. Papier. Zu Boden geworfen und in Stücke gerissen. Mit einem Mal stand sie wieder im Turmzimmer und musste feststellen, wie eigenhändig das vordere Regal demoliert und einige der wertvollen Bücher des Sanktums auseinandergerissen hatte. Phoebe taumelte zurück. „Was…habe ich…“ und sah auf ihre Hände. Teils wies die Hand feine Einschnitte auf, der ein oder andere Splitter hatte sich unter ihre Haut verirrt, während die Knöchel blutig geschlagen waren. Zittrig fiel sie auf das Bett zurück und starrte wehleidig im Raum umher, ehe sie sich an den Kopf packte und verzweifelt schrie. Und schrie…und schrie…

Info:
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDo 11 Jun 2020 - 21:54

Ich glaube es war zur Zeit von Legion, oder einem internen Verrat-Event? Ich bin nicht sicher, aber ich werfe es mal hinterher. Es gefiel mir in der ein oder anderen Richtung.



Erschöpft trat die alte Magierin aus dem mühsam gezogenen Bannkreis und stützte sich schwer atmend auf den Stab, der bis eben noch außerhalb der Kreise an der Wand gelehnt hatte. Sie nahm mit gekrümmten Fingern die Halbmondbrille von der Nase und rieb sich die trockenen Augen, aus denen sie danach den traurigen Haufen Überreste betrachtete, der von außen gesehen so völlig fehl am Platz inmitten der mächtig schimmernden Glyphen, Arkanembleme und Manastaubkreisen wirkte. War es doch nichts weiter als rußgeschwärztes Holz und Leder. Grotesk stach ein gesplittertes Holzstück heraus, das einmal ein Stuhlbein gewesen sein mochte. Untrennbar verkeilt mit Teilen von Regalen, deren samtene, nun von dunklem, teerartigen erkalteten Schmelz unkenntlich überzogene Polster... und dessen, was einmal darauf gelegen haben mochte. Einmal unter drei magischen Siegeln verschlossen in einer Banntruhe, von der nicht weniger Kleinteile geblieben waren, als von dem kläglichen Stuhl.
Was in den Trümmern schlummerte, konnte die Arkanistin noch immer nicht mit Sicherheit sagen. Zu viel war noch zu ordnen, zu unvollständig waren die Bestandsaufnahmen der angerichteten Zerstörung, dem neu verworrenen Netz an arkanen Verwebungen, deren Korpus nicht weniger verrenkt war, als das äußere, physische Erscheinungsbild. Und wichtiger noch, dem, was nach all dieser Gewalt womöglich fehlte.
Die Arbeit, die Verarbeitung, hatte gerade erst begonnen.
Die Geschehnisse hatten nicht nur die Mauern und Gewölbe dieses Turmes erschüttet. Es hatte mit der unerwarteten Wucht des Unfassbaren auch die Menschen im Inneren zerrüttet.
Und die Zeit, die eine Heilung womöglich gebraucht hätte, war das, was ihnen fehlte. Zeit. War in dem Krieg, der in wildem Chaos tobte und nachweislich jeden Winkel dieser Welt in seinen Sog zerren konnte, einfach nicht mehr übrig...

Verabeth sah zu der Tür aus Mauerwerk zurück, die diesen ihren Arbeitsraum vom Rest der Werkstatt trennte und wohinter vier Novizen mit der Sortierung und Auflistung der unbedenklichen Bruchstücke beschäftigt waren. Eine junge, ahnungslose Generation. Sind wir so viel ahnungsvoller? Verabeth konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal Novizen in dieser Anzahl längerfristig Teile ihrer Arbeit begleitet hatten. Aber sie konnte sich auch nicht erinnern, die Abteilung je in dieser Situation gewusst zu haben. So etwas, hatte sie immer gepredigt, könne nur den Kirin Tor unterlaufen. Und die Erkenntnis, im Unrecht zu sein, war für die alte Magierin so schauerlich wie beschämend.
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDo 9 Jul 2020 - 19:51

Mit einem Ruck setzte sich die Kutsche vor dem Tor des Anwesens in Bewegung und Verabeth von Wittenberg atmete erleichtert aus, als die Anspannung hinter den Vorhängen von ihr abfiel. Sie hatte den Abend, die Soirée, überstanden. Die alte Magierin schüttelte sich und in den Schultergelenken knackte es. Das rettende Protokoll wurde nur zu oft zu solch harmonischen Anlässen gelockert. Mit einem sanften Lächeln übergangen. Entspannt der Geselligkeit vorgezogen. Wussten sie denn nicht, dass das alles durcheinander brachte? Nun, Magierin von Wittenberg brachte es durcheinander.
Hof halten. Inhaltslose Plauderei. Eine bedrückende Enge und Menge von Menschen. Und dieser Lärm.
Als wäre es nicht unangenehm genug, geriet man doch ohne den altbekannten Verhaltenskodex aus den Fugen. Sie vermisste das Geplänkel der vorgeschriebenen Höflichkeiten, an dem man sich so leicht entlang hangeln konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. Sie wusste selbst, dass sie sich im freien Dialog nur selten gut schlug und der Abend heute war darin keine Ausnahme gewesen.
Die Magierin schloss im Dunkeln der Kutsche die Augen, während die großen Räder schonungslos über die Unebenheiten der Straße ruckelte. Von diesem Gesellschaftlichen Ereignis würde sie sich erholen müssen.
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDo 16 Jul 2020 - 9:34

Verschwörung im Königreich?

Phoebe ging auf ihrem Zimmer auf und ab. Der letzte Wachdienst hatte Fragen aufgeworfen, die ihr Interesse gefangen hielten. Wer schmuggelte Horde-Propaganda in die Stadt? Wer hatte diverse Namen höherrangiger Stadtbeschützer oder andere dort angebracht, wo laut Aussage, im Original keine vorhanden waren? Und wieso führten die Pfade zur Schreibstube einer stadtbekannten Draenei?

Letzteres schien Phoebe zumindest sonnenklar: Dort hat man die Mittel solche Quatschschriften in mehrfachform herzustellen. Ob Enestress vielleicht im Geheimen davon wusste? Wer weiß das schon. Es sich vorstellen konnte die Novizen nicht. Die Stadtwache war für viele Bewohner kein Sympathieträger. Nur zu gut machte das eine Begegnung am Hafen deutlich. Argwohn baute sich im Inneren Phoebes auf, als sie an die kühle Unterhaltung zurückdachte. Ihr war es einfach kein Begriff, dass man so viel Missgunst gegenüber den Herren in Blau haben könnte. Den Beschützern des Volkes.

Wieder ging sie auf und ab. Vielleicht würde sich des Rätsels Lösung irgendwann offenbaren. Einen Verdächtigen gibt es ja schon. Vielleicht wird er reden oder schweigen. Vielleicht war er unschuldig; zur falschen Zeit am falschen Ort. Wie viele Bürger hatten die Schriften wohl gefunden. Wie viele hielten sie für glaubwürdig? Fragen über Fragen! Phoebe hielt inne, blickte einen Moment zum dunklen Novizengarten herunter. Fast in jedem Viertel hatten sie einen Zeitungsstapel vorfinden können. Manche von ihnen gut versteckt. Andere jedoch so offensichtlich präsentiert, dass man sich fragen konnte, ob es Absicht oder bloßes Denkaussetzen war.

Vielleicht ignorierte ein Großteil der Bevölkerung solche Schriften. Würde sie verächtlich aus dem Weg schaffen. Wer weiß das schon. Der Inhalt glich in jedem Fall dem einer Scherzausgabe der Sturmwinder Presse. Eine Parodie um die Horde lächerlich zu machen? Oder sollte es doch ein dreister Spott gegenüber der Allianz und ihren Dienern sein? Während der Wollmesse soll es seinen Lauf genommen haben. Da Horde und Allianz die Festlichkeiten gemeinsam zelebrieren konnten, war diese ein wunderbarer Umschlagplatz für alles, was von der anderen Seite herüberkommen sollte. Hatte das Ganze vielleicht schon einen langen Vorlauf? Wenn das Original auch schon auf Gemein geschrieben war? Kam es vielleicht gar nicht von der anderen Seite hierher? Wieder Fragen über Fragen, die durch den Kopf der Novizin flatterten.

Um dem Ganzen einen langen Strich unter zu setzen, schüttelte sie den Großteil der Gedanken ab. Die Stadtwache ist dabei dem nachzugehen. Die Stadtwache wird schon aufdecken, was dahintersteckt. Auf die Wache sollte man sich immerhin verlassen können! Sie würde keine Antworten finden, wenn sie hier weiter im Stillen darüber nachdachte. Vielleicht kann ja wirklich am Ende nur Magie helfen. Es wäre zumindest der einfachere Weg. „Die Stadtwache wird wissen was sie tut.“, schloss sie ihre Gedanken und konzentrierte sich auf etwas Anderes, das den Weg zu ihrem Schreibtisch gefunden hatte: Arkane Theorien: Vom Spiegelbild bis zur Traumwelt .

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDo 16 Jul 2020 - 9:36

Von Träumen und Zeitungen

Wie fast jeden Abend saß Phoebe vor dem geöffneten Fenster und sah zum dunklen Nachthimmel hinauf. Die funkelnden Sterne spiegelten sich in ihrem Blick. Ihr kam das dunkle Zenit mit seinem reinweißen Tupfen heute so klar vor, wie seit langen nicht mehr. Die Gedanken der jungen Zauberwirkerin streiften durch die Weiten des Kosmos, ehe eine unsanfte Realität die wachrüttelte. Unweigerlich musste sie an die neusten Funde der Stadtwache denken; zwei weitere Artikel, die nun zum öffentlichen Boykott und zur Hetze ausriefen.

Phoebe drückte sich vom Fensterbrett ab und schritt leise durchs Zimmer. Auf ihrem Schreibtisch, unter Kerzenschein und dem Lichteinfluss eines Zaubers, erspähte sie die Zeitungsartikel, die sie dort ausgelegt hatte, um den Schreibstil genauer zu untersuchen. Der Autor hatte einen fesselnden Einstieg geschaffen. Etwas, mit dem jeder irgendwie einen Teil anfangen oder sich zumindest hineindenken konnte. Er warf unterschwellig Fragen auf und säte zunächst Misstrauen, ehe er dann zu seinem eigentlichen Ansinnen kam; Der öffentlichen Vernichtung. Dem Ausruf zum Boykott. Langsam ließ sich die Novizin auf dem hölzernen Stuhl, mit seinem samtigen Kissen nieder. Sie strich das Papier glatt, nahm sich einen Stift und begann die Ränder zu beschreiben und einige Zeilen zu markieren. Sie wusste nicht recht, ob das was sie hier tat der Stadtwache in irgendeiner Form helfen würde. Schließlich stand man einer unbekannten Person entgegen und such wenn es diverse Indizien auf eine mögliche Herkunft gab, so waren sie doch mehr Schall und Rauch, als greifbare Materie. Phoebe war es gewohnt Geduld zu beweisen, gerade in magischen Angelegenheiten. Aber das hier war anders. Tief in ihrem Inneren brannte sich der Wunsch fest, herauszufinden wer für die Artikel verantwortlich war.

Mit voranschreitender Zeit und kriechend schwindenden Kerzenlicht, wurden ihr die Augenlider immer schwerer. Sie blinzelte, um sich wach zu halten und ihr sackte der Kopf ab, den sie nun mit der Hand zu stützen versuchte. Binnen eines Fingerschnippens wurde es dunkel um die Studentin. Als sich der leere Raum wieder mit Licht füllte, blendete es sie. Phoebe fand sich in Mitten der Stadt Sturmwind wieder. Schemenhafte Gestalten glitten an ihr vorbei und sie merkte, wie auch sie sich bewegte. Jeder Schritt saß perfekt, sie trug die Uniform der Stadtwache und schritt eingereiht hinter ihrem Vorgesetzten her. Der Blick ging stur geradeaus - dem was links und rechts stattfand keinerlei Beachtung schenkend. Sie konnte nicht anders als dieser strikten und steifen Vorgabe zu folgen, wenngleich sie aus dem Augenwinkel heraus Szenen von Gewalt wahrnahm. Die Schemen rechts und links leidesten Qualen, während die Wache blind an ihnen vorbei schritt. Normalerweise hätte sie sich gefragt, wieso sie nicht eingriffen. Wieso die Wache nicht hielt um den Bedürftigen zu helfen. Phoebe kannte die Antwort: Die Wache würde erst helfen können, wenn eines der Opfer auf sie zukäme und damit fand sie sich ab. Es war so vorgegeben.

Ein lauter Knall riss die Szenerie entzwei und Phoebe schreckte aus dem Schlaf. Seichte Sonnenstrahlen schoben sich über die violetten Dächer, durch das Fenster in ihr Zimmer. Sie hatte es gar nicht mehr in ihr Bett geschafft und war über den Artikeln eingeschlafen. Hastig rieb sie sich die Augen und hing im Gedanken dem Traum hinterher, der jedoch einen kleinen Teil bitterer Realität in sich trug. Ein weiterer Knall ließ sie zusammenzucken. Schlaftrunken torkelte sie zur Tür, öffnete sie und spähte hinaus auf einen verqualmten Flur. Irgendwo hinter der nächsten Ecke erspähte Phoebe Novizenblaue-Rocksäume verschwinden, die gackernd lachende Töne nach sich zogen, während aus entfernter Nähe, tosend, erboste Worte der Hausmeisterstimme herschallten.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Lilith Sheppard

Lilith Sheppard

Anzahl der Beiträge : 57
Anmeldedatum : 12.06.19

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMo 20 Jul 2020 - 17:25

Das Künstlerfest in Springberg vom 20.07 bis zum 25.07

Einmal im Jahr wird der Bärengrund, die Hauptstadt des Lehens der Familie Sheppard in den Grizzlyhügeln, zur Bühne für eine Aufführung, die ihresgleichen sucht. Die gesamte Stadt wird in das Licht der Kultur gerückt, sei es Theater, Musik oder Literatur. Alles findet zu diesem Fest in der Stadt seinen Platz. Eröffnet wird dieses vom Bürgermeister Joseph Godwin selbst, der traditionell – zur Belustigung der anwesenden Bevölkerung – eines seiner frühsten Kunstwerke aufzeigen muss. So kommen Kinderzeichnungen hervor, die meistens lieber hinter verschlossenen Türen geblieben wären. Dies stellt den Beginn des fünf Tage dauernden Festes dar.

Im Bildungsviertel der Stadt werden von den jüngsten Schülern verschiedene Kunstwerke ausgestellt, während sich die mittleren daran versuchen, selbst geschriebene Theaterstücke auf die Bühne zu bringen, sodass ein angenehmes Laientheater entsteht, bei welchem sich von Drama bis zur Komödie ein breites Spektrum finden lässt. An der Hochschule wird zu einem literarischen Wettbewerb geladen, welcher sich über drei Tage erstreckt. Am dritten Tag dann wird einer der vier Teilnehmer des Finales zum König oder zur Königin der Feder Bärengrunds gekürt. Neben dem Ruhm wird dem Gewinner eine Reise in eine Stadt seiner Wahl spendiert. Natürlich führt der Ruhm auch dazu, dass die Gönner Schlange stehen, um einen talentierten Literaten unter ihr Banner zu bringen.
Zusätzlich zu den Wettbewerben gibt es eine Vorstellung der Künste, die an der Hochschule erlernt werden können, sowie kostenlose Kurse mit den Lehrern, die sich dafür zur Verfügung stellen. Damit können auch die ländlichen Kinder in den Genuss kommen, einen Pinsel über die Leinwand huschen zu lassen, um ihre Fantasie so zum Ausdruck zu bringen. Dabei würden nicht zum ersten Mal Talente auftreten, die sonst im Verborgenen verkommen wären.
Auch befindet sich seit einigen Jahren in diesem Viertel die Tanzschule mit dem amüsantem Namen „Steppender Adler“, die zur Feier des Festes ihre Türen für alle Interessenten geöffnet hat, sodass man sich über das Angebot der Schule informieren kann, oder dem Unterricht öffentlich beiwohnen. Nur einer der größeren Unterrichtsräume bleibt an diesen Tagen auch für die Öffentlichkeit geschlossen, um der Überraschung nicht ihren Reiz zu nehmen.

An jedem Morgen zieht während des Festes ein Umzug durch die Straßen, der farbenfroher nicht sein könnte. Musik wird aufgespielt, die fröhlich ist und zum Tanzen einlädt. Tänzer bewegen sich in ihren bunten Kostümen geschmeidig zwischen den Wagen zuum Takt der Musik entlang, was das Spie der Farben zu einem wahren Reigen werden lässt. Da ist es nicht verwunderlich, dass man aus den Häusern, an denen der Zug vorüber kommt, Bürger spähen sehen kann, die glücklicher ob des Schauspieles nicht sein könnten. Nachdem der Zug seine Runde am Rathaus beendet hat, wird sich dort verteilt, um auf den zahlreichen Bühnen des während des Festes stattfindenden Marktes, aufzuspielen. So findet man an jeder Ecke künstlerische Darbietungen. Von einfacher Musik, über Gaukelei, bis hin zu Erzählungen von alten, ergrauten Männern.

Das große Museum Bärengrunds vergibt während des Festes Rabatte auf die Eintrittskarten, sodass sich auch jene die inne liegenden Schätze ansehen können, die sich dies sonst nicht leisten können oder es als weniger wichtig betrachten. Auch findet in diesem Rahmen eine Losung statt, die am Tag zehn freie Eintrittskarten an teilnehmende Bürger und Besucher verteilt, sodass diese die Wunder bestaunen können. Dabei sind es nicht nur Relikte aus der Zeit, in der man noch in Gilneas hauste, auch Artefakte anderer Zivilisationen und Zeiten finden sich hier, die man während der Arbeiten in den Grizzlyhügeln ausgegraben hat.

Während des Festes werden auch die Grünflächen, die sich entlang der Wolfsträne ziehen, geschmückt, sodass man hier Ruhe finden kann, ohne auf das Bunt verzichten zu müssen. So sieht man einige der jungen Paare, die diese idyllische Ruhe nutzen, um unter dem Glanz des Bunten noch näher zueinander zu finden. Sofern sie dabei nicht von dem ein oder anderem Gaukler, der im Park sein Unwesen treibt, unterbrochen werden.

Seit einigen Jahren hat sich während des Festes auch ein ganz eigener Wettbewerb etabliert, der sich einer Kunst widmet, die dem leiblichen Wohl dient. Niemand anderes als die legendäre Köchin Gerta Rosenfeld war es, die diesen Wettbewerb mit ihrer Forderung nach der Anerkennung des Kochens als Kunstform ins Leben gerufen hat. So kann man unter freiem Himmel beobachten, wie sich die Sorger um das leibliche Wohl alle Mühe geben, um einfache Nahrungsmittel in kreative und schmackhafte Speisen zu verwandeln.

Zu den Höhepunkten des Festes zählen definitiv jene Abende, die man in der Taverne „Zum tanzenden Grizzly“ verbringt, dem beliebtesten Gasthaus der gesamten Stadt. Während des freundschaftlichen Umtrunks und der Speisung mit anderen kann man hier zusätzliche kostenlose Unterhaltung genießen. Am frühen Abend bevölkern Komiker und kleinere Theaterstücke die Bühne, während am späteren Abend dann die von allen erwarten reizenden Damen in ihren von Rüschen geprägten Kleidern auf die Bühne treten, um den Männern im niveauvollen Stile mit ihrem Tanz im Stile des Burlesque den Kopf zu verdrehen.

Am letzten Tag des Festes ist das große gemeinsame Aufräumen angesagt. Ein jeder, der das Fest besuchte, packt dabei mit an, auch wenn der letzte Tag offiziell noch zum Fest gehört, so wird doch der Großteil der aufgebauten Dekoration gemeinsam abgenommen, um so solidarisch mit jenen zu stehen, die die Kultur fördern und diese zu dem machen, was sie ist. Nachdem die Dekoration wieder verstaut ist, um sie für das nächste Jahr ruhen zu lassen, finden sich die Besucher des Festes auf dem großen Platz vor dem Rathaus an den aufgestellten Tischen ein, um unter freiem Himmel zu trinken und zu essen. Dabei gibt es einige kleinere, letzte Aufführungen, bis ein kleines Feuerwerk am Abend das Fest unter der Aufsicht des Bürgermeisters beendet.

Der Hafen, sowie die Tore des Hauses Sheppard sind für jene Besucher geöffnet, die ebenfalls in Nordend wohnen oder aus Fernen Ländern extra für das Fest anreisen.

Das Event ist rein OOC und eher für die Bevölkerung der Häuser gedacht, als für die tatsächlichen Spieler, um etwas Leben in die sonst vernachlässigte Bevölkerung zu bringen. Vielleicht kann der ein oder andere IC-Spieler damit auch seine Abwesenheit erklären?*
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMi 22 Jul 2020 - 9:47

Wieseldieb

„Und, wie lange seid Ihr nun dabei, Novizin?“ Die Worte der kräftigen männlichen Stimme drangen an ihr Gehör und zogen sie aus tieferen Gedanken, deren Bilder nun verblassten wie nach einem kurzen Traum. Phoebe schickte ihre olivgrünen Augen in Richtung der Stimmenquelle und traf dabei das kantige Gesicht eines gut gebräunten Mannes, mit dunklen Augen und kurzen Haaren. Das Gesicht des Wachmannes war von einem kräftigen Bartwuchs belegt und die buschigen Augenbrauen verliehen ihm ein kräftiges, strenges Antlitz. „Verzeihung, was sagtet Ihr gerade?“, erwiderte Phoebe, die die Worte des Mannes nur verschwommen wahrgenommen hatte. „Mal wieder am Tagträumen, was?“ grunzte die Stimme des Mannes amüsiert. „Ich fragte, wie lang Ihr nun hier bei der Stadtwache seid.“, „Ahja…Nun dies ist die dritte Woche, Sir.“, ein knappes Lächeln umwogte ihre Lippen. Der Mann, der nun ihre Begleitung zurück zur Wachstube stellte, während Leutnant Kesper zusammen mit zwei weiteren Wachen, einem Gefreiten und einem Rekruten, im Verlies zurückblieben, geleitete sie nicht zum ersten Mal und dennoch konnte sie sich nicht daran erinnern, in der bisherigen Zeit ein richtiges Gespräch mit ihm geführt zu haben. Der Mann, dessen Name sie nicht kannte und von dem sie auch nur von Kesper her wusste, dass er Gefreiter war, schien ein stummer Geselle. „Die dritte Woche also. Wie lang werdet Ihr denn bleiben?“, „Nicht mehr allzu lang, fürchte ich. Der Aufenthalt bei der Stadtwache seitens der Akademie gilt nur für vier Wochen. Danach werde ich zu meinen Studien zurückkehren.“, irgendetwas an den eigenen Worten behagte Phoebe nicht und während sie und ihr Begleiter, der ihr Gesagtes sacht abgenickt hatte, die nächsten Schritte in Schweigen setzten, wurde ihr teils schmerzlich bewusst, dass sie möglicherweise die Stadtwache mit offenen Fragen zu Fällen verlassen würde, deren Lösung sie niemals erfahren würde. Phoebe merkte selbst, wie sie gedanklich aus dem Hier und Jetzt zu den Zeitungsausschnitten zurückglitt, die bisher einige Personen oder gar ganze Gruppierungen geschändet hatten. Ergrechtvon Meiningen wer könnte das sein? Handelt es sich hierbei überhaupt um eine Person…Steckt der wahre Name des Autors in dem, den er für sich geschaffen hat – so wie er die wahren Namen seiner Opfer erweitert oder umgeschrieben hat? Wer ist diese Person nur… Die innerlich gestellte Frage rückte durch die durchdringende Stimme des Gefreiten in den Hintergrund. Phoebe hatte die Frage nicht gehört und sie sah den Mann mit den groben Zügen abermals an. Seine Nase hatte einen Höcker und wirkte leicht nach links geneigt. Vielleicht war sie einmal gebrochen worden. „Seid Ihr schon wieder am Träumen?“, klang die kräftige Stimme amüsiert. „Nein, ich bin ganz bei Euch, Sir.“, log Phoebe, „Und wo bleibt die Antwort auf meine Frage?“, für einen Moment, so befand die Novizin, schien sich ihr Gesprächspartner köstlich darüber zu amüsieren wie unaufmerksam und unbeholfen sie in eben jenen Moment gewirkt haben muss, als sie nach einer passenden Antwort suchte – wäre da nicht etwas gewesen, dass die Aufmerksamkeit des Gefreiten umgehend in seinen Bann gezogen hätte. Phoebe folgte dem so plötzlich aufmerksam gewordenen Blick und erkannte eine bürgerlich gekleidete Frau, die an einem Stand einige Kräuter erstehen wollte und direkt hinter der Dame ein ärmlich gekleidetes Kind, welches sich daranmachte, mit seinen dreckigen Fingern, die Beuteltasche der unwissenden Bürgerin zu durchsuchen. „He du Langfinger!“, brüllte der Wachmann mit seiner durchdringenden Stimme, die alle im Umkreis verwirrt zusammenzucken und dann zu ihm blicken ließen. Der kleine Junge wirkte urplötzlich erstarrt. Die Dame, an dessen Habe er sich gerade bereichern wollte, bemerkte den Übeltäter zu spät und wollte gerade nach ihm greifen. Wie ein Wiesel gelang es dem Drecksspatz sich dem Griff der Bürgerin zu entwinden und davon zu eilen. Phoebe wirkte überrascht, dass sich das Kind so schnell gefangen und die Beine in die Hand genommen hatte, ließ darauf schließen, dass es nicht der erste Raubzug war. Polternd stürzte der Gefreite los, als dassKinderwiesel die Flucht ergriff: „Stehen bleiben!“, brüllte er dem Kleinen noch hinterher. Die Novizen nahm ebenfalls die Verfolgung. In einer Hand den Übungsstab und in der anderen den Saum des Kleides gehoben, sodass sie nicht drauftritt.

Hinter der nächsten Ecke konnte Phoebe das Klappern und Poltern der Rüstung vernehmen. Sie folgte diesem Geräusch, auch wenn Wachmann und Kind außer Sichtweite waren. Die Schritte entfernten sich, schneller als Phoebe vermutet hatte; schließlich begriff sie auch wieso. Als sie in die nächste Ecke einbog, von der sie glaubte, weiteres Rüstungsklappern gehört zu haben, fand sie sich in einer Sackgasse wieder. Sie hatte in der Hatz vollkommen ausgeblendet, wohin sie eigentlich gerannt war. Sie war nur dem Geräusch gefolgt. Fragend sah die Novizin herum und in eben jener freien Minute schlug ihr das Herz bis zum Hals, bevor sich langsam wieder zur Ruhe kam. Der rötlich verfärbte Kopf hob sich zu den bräunlichen Ziegeln empor, die sie noch im schwindenden Licht der Abendsonne erkennen konnte. In wenigen Augenblicken, so wusste Phoebe, würde die Straße in der sie stand von vollkommener Dunkelheit verschluckt werden. Also drehte sie herum, um den Weg entlang zurück zu gehen, den sie gekommen war. Ich bin im Zwergendistrikt, dachte sie vor sich hin, während sie auf die Hauptstraße zurückfand: „Gefreiter?“, rief sie durch die einbrechende Dunkelheit und blickte links und rechts die Straße hinauf. Aus der Ferne konnte sie vergnügte Stimmen vernehmen die, so Phoebe wusste, aus der Taverne des Zwergendistriktes dringen mussten. Sie nahm den Weg zu ihrer linken und überlegte. Wenn sie dem Weg folgen würde, müsste sie irgendwann den nächsten Durchgang erreichen und wieder am Kanal rauskommen. Das Licht schwand immer mehr und noch immer war nichts von dem Gefreiten zu hören oder zu sehen. Phoebe sann darüber, noch einmal seinen Rang durch die stickige Nachtluft des Viertels zu brüllen, aber wie viel Sinn stand dahinter. Es könnte sich jeder Wachmann in der Nähe angesprochen fühlen. „Vielleicht ist er bereits zur Wachstube zurückgekehrt.“, murmelte die Novizin vor sich hin. Sie hatte kaum drei weitere Schritte vorausgesetzt, in dem Glauben bei der Wachstube die Lösung der Frage vorzufinden, da hörte sie ein blechernes Scheppern aus einer der Seitengassen, gefolgt von einer Tirade der Wut. Phoebe eilte dem Geräusch nach, da sie glaubte die Stimme ihrer sonst so stummen Begleitung vernommen zu haben. Auf dem Weg zur Gasse, die am klarsten die Stimmquellen wiedergab, entzündete die Novizin an der Spitze ihres Stabes ein magisches Licht. „Verdammter Bengel! Wenn ich dich in die Finger kriege du kleiner…“, das Wutgebrabbel wurde immer klarer und Phoebe wusste, dass sie richtig war. Ihre Schritte verlangsamten sich und sie hob den Stab zur Erleuchtung der dunklen Gasse an. In unmittelbarer Nähe sah sie dann einen großen, schillernden Haufen, der unverkennbar nur der am Boden liegende Wachmann sein konnte. Hastig blickte sich die Novizin um, schwenkte den Stab hin und her, um die Lage zu prüfen, ehe sie eine entzwei gerissene Kordel, auf der wohl Spannung geherrscht haben musste, erblickte. „Novizin, seid Ihr das? Verdammt!“ Phoebe blickte wieder nach vorn und richtete den Stab auf den Wachmann, der sich nun mit Mühe wieder auf die Beine zu drücken versuchte. Das grobschlächtige Gesicht wirkte im schummrigen Licht verschrammt. „Ist alles gut bei Euch?“, fragte Phoebe in einem weichen Tonfall. „Ich habe Euch und den Jungen verloren…es tut mir leid.“ Sie packte den Gefreiten am Arm und stemmte sich entgegen seines Gewichtes, um ihm dabei zu helfen, sich aufzurichten. „Hab‘ ich gemerkt…“, knurrte der Gefreite und stierte mit verkniffenen Augen der erleuchteten Novizenfigur entgegen. Phoebe senkte die Spitze ihres Stabes und erleuchtete den Boden mit der gerissenen Kordel. Schnaubend folgte der Gefreite dem Neigen des Stabes. „Hab‘ ich zu spät gesehen…“, kommentiere er knapp wie auch angesäuert. „Dieser kleine Wicht is‘ mir schon mal aufgefallen. Hat damals Brot und Fleisch vom Markt geklaut. Is‘ schnell wie ein Wiesel und gerissen wie…“, ein tiefes Seufzen erklang. Phoebe betrachtete das verschrammte Gesicht. Sie konnte nachempfinden, wie sich der Gefreite fühlen musste; einer gewissen Sache so nahe zu sein und sie dann dahingleiten sehen, war alles andere als erfreulich. Gerade als sie eben diesen Gedanken in Trostworte umwandeln wollte, setzte sich der Gefreite, leicht hinkend in Bewegung. Er sammelte sein Schwert und seinen Schild auf. Phoebe bedachte die beiden Werkzeuge mit einem kritischen Blick, den der Gefreite wohl aufzufangen schien: „Schaut nich‘ so.“, kommentierte er. „Ich hätte dem Balg schon nichts getan. Kommt jetzt, Novizin, wir sollten schon lange bei der Wachstube angekommen sein. Hab‘ selbst auch keine Laterne dabei, also müsstet Ihr die Umgebung erhellen. Nich‘ dass hier noch die ein oder andere Stolperfalle lauert.“ Die letzten Worte die der Wachmann sprach klangen wieder äußerst verärgert, als erwarte man von ihm, dass er sowas hätte kommen sehen müssen.

Schlurfend und hinkend schritt der Gefreite voran, Phoebe, den Stab vorhaltend um die Dunkelheit zu vertreiben, neben ihm her. Schweigsam gelangten sie auf die offene Straße und steuerten zielstrebig den Ausgang des Zwergendistrikts an. „Wo ist er denn hin?“, fragte Phoebe mit sanfter Stimme. „Abgehauen, über die niedrigen Dächer weg. Vermutlich in sein Versteck zurück gekrochen…“, brummte der Gefreite. „Was hättet Ihr mit dem Jungen angestellt, wenn Ihr zu fassen gekriegt hättet?“, mit gekrauster Stirn lag ihr neugieriger Blick auf dem Wachmann, der kurz inne hielt um zu verschnaufen. Die durch Leder geschützte Hand fuhr an die Nasenwurzel, um diese zu reiben. „Ich hätte ihm kein Leid zugefügt, verstanden?“ die Stimme des Gefreiten klang genervt. „Ich hätte ihn mir zur Brust genommen…gescholten ja…aber…“ seine dunklen Augen fixierten Phoebe nun klar und deutlich. „Ich hätte ihm kein Leid zugefügt. Ich hätte ihm gesagt, dass er etwas falsch gemacht hat und es andere Wege gibt, um an Essen zu kommen. Für sowas muss man nich‘ klauen…nich‘ in einem so jungen Alter. Ich weiß, was Ihr denkt…Ihr denkt, so ein großer Grobian wie ich, hätt‘ den Kleinen in Sägespäne verwandelt…“ Etwas angriffslustiges lauerte in der Stimme der Wache, als erwarte er nur die nächstbeste Erwiderung um zum nächsten verbalen Schlag ausholen zu können. Doch der blieb von Phoebes Seite her aus. Sie schaute nur weiter in das aufgeschürfte Gesicht. Der Wachmann schien seine impulsive Handlung bemerkt zu haben und sah einen Moment schnaufend zu Boden. „Entschuldigt, ich hätte nich‘ so aufbrausend werden dürfen. Natürlich weiß ich nich‘ was jemand wie Ihr denkt.“ Er sah kurz in den dunklen Nachthimmel und rieb sich wieder die Nasenwurzel. „Ich hätte das Kind zur Matrone ins Waisenhaus gebracht. Dort wäre er besser aufgehoben. Hätt‘ was zu Essen. Ein Bett. Das ist alles besser als ein Leben auf der verdammten Straße.“ Phoebe konnte gar nicht anders. Die Frage drang ihr über die Lippen: „Ihr sprecht aus Erfahrung oder? Ihr wisst, wie das Leben außerhalb eines guten Hauses und Familie ist.“ Wieder war es zuerst nur ein Schnaufen, welches zu hören war. „Meine Eltern sind damals beide im Krieg verstorben. Für die Allianz. Seitdem war ich es, der sich um alles kümmern musste…hatte noch zwei Brüder, die jünger und dümmer waren als ich. Hatten dauernd Ärger und all sowas…Dann bot einer dieser zwielichtigen Straßengestalten uns ein Geschäft an und wir, die wir so dumm und naiv und jung waren, hatten es angenommen.“ Der Wachmann starrte zu Boden und schwieg einige Atemzüge lang. „Was ist passiert?“, drang wieder Phoebes Neugierde empor und sie wiegte den Kopf schief, als sie den Vordermann so fragend ansah. „Ich weiß gar nich‘ wieso ich das hier alles überhaupt erzähl‘, Novizin. Es is‘ eigentlich nichts für Eure Ohren. Aber um es kurz zu machen: Ich hab‘ einen Fehler begangen und dabei auch noch den letzten Rest meiner Familie verloren. Ich weiß, wie gefährlich die Straßen sein können. Gerad‘ für Kinder.“ Er schüttelte den Kopf. „Is‘ ja auch egal. Wir sollten den Leutnant nun nich‘ warten lassen. Ich seh‘ mich schon diese verdammte Situation erklären, wenn ich so verschrammt vor ihn komm…“ Phoebe akzeptierte den Wunsch, das Thema nicht weiter auszuweiten. Immerhin kannten sie einander nicht einmal beim Namen. Unweigerlich fühlte sie sich einmal mehr darin bestärkt, dass die Wachen auch nur Menschen und keine seelenlosen Figuren waren, die nach Belieben im Namen des Gesetzes agierten. Sie hatten alle ihre Geschichte, manche mehr und manche weniger und sicher gab es auch den ein oder anderen Unhold. Aber nichts desto trotz war ein Einblick wie dieser für sie Grund genug, nicht den Glauben in die Stadtwache zu verlieren, wie es bei manch anderem Gesell der Fall gewesen sein mochte.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeFr 24 Jul 2020 - 9:42

Vergeben und Vergessen?

Die leyblauen Augen des Elfen fuhren zum wiederholten Male über das Konzeptionsblatt vor sich. Komplizierte Formel reihten aneinander und dennoch gab es Lücken in der Gleichung, die langsam am wachen Geist des Magiewirkers zehrten. Die schlankgliedrige Hand griff nach dem gläsernen Kelch, der nahe der Blaupause stand. Anthalars führte ihn an seine schmalen Lippen und trank einen genüsslichen Schluck exzellenten Dalaraner Noir. Der fruchtige Wein entfaltete augenblicklich seine wunderbare Wirkung auf der Zunge des Hochelfen. Er hatte sich schon sehr früh an diesen Geschmack gewöhnen müssen. Schon zu seiner Zeit in Dalaran hatte er immer mal wieder von dem herrlichen Getränk gekostet, sich allerdings davor behütet in die Völlerei zu stürzen. Auch wenn Anthalars wusste, dass außerhalb seines Zimmers tiefste Nacht herrschte, so zeigten seine Fenster einen wunderbar, klaren und hell erleuchteten Himmel. Wenn man nicht direkt wusste, in Sturmwind, tief unter der Erde zu sein, hätte man annehmen können, dass man in einem der hohen Türme eben jener magischen Stadt saß, aus dem der Noir stammte. Dalaran war einst die Heimat des Elfen gewesen. Etliche Jahre vor der verheerenden Zerstörung. Nein…Seine Gedanken durften jetzt keine Sentimentalitäten aufweisen. Er würde damit nur noch mehr Lücken in sein so hochempfindliches Konzept reißen. Anthalars musste konzentriert bleiben. Er schnappte sich die verkürzte Variation eines Stabes, die neben dem Konzeptblatt lag und dirigierte ihn wie ein Komponist durch die Luft. Er musste nicht einmal Worte sprechen, um die Macht der Magie dazu zu zwingen, sich ihm hinzugeben. Ein Zeichen seiner Perfektion auf eben jenem Gebiet der Illusion. Nach einem kurzen Augenblick sah er sein eigenes Antlitz und es sah zurück. So anmutig und aufrecht, so ebenmäßig gezeichnet, einem Kunstwerk gleich. Der Elfenmagier betrachtete sein dreidimensionales, durchweg real erscheinendes Spiegelbild und es betrachtete ihn zurück. Wäre nun einer seiner Assistenten herbeigeeilt, er hätte mit Sicherheit nicht sagen können, wer nun der echte Magus gewesen wäre. Und dennoch war er nicht zufrieden. „Ihr könntet natürlich versuchen, die Komponenten des Zaubers noch einmal umzustellen oder auf die Matrix selbst zuzugreifen.“, „Ich hatte es schon versucht und auch das hat nichts genutzt.“, die wirre Zwiesprache hätte aller Verwunderung den Rest gegeben. Aber der Elfenmagier hatte diese kleine Spielerei ganz für sich allein entdeckt, so behauptete er zumindest im Stillen. Wann immer er an ein totes Ende gelangt war, beschwor er sich selbst, um mit seinen eigenen Ich Ideen auszutauschen. Auch wenn Anthalars selbst wusste, dass das Ausgesprochene des Zauberbildes nur eine Wiedergabe seiner eigenen, in diesem Moment folgenden Gedanken war. Der einzige Makel in der Perfektion seines Selbst war, dass er es nicht billigte, wenn ihm irgendwer bei seinem ureigenen Projekt zur Hand gehen wollte. Er schlug jede Hilfe aus und wunderte sich dann, im Kreis zu laufen. „Welch köstliche Ironie, nicht wahr?“, höhnte das Spiegelbild auf einmal und starrte ausdruckslos auf das Original des Elfenmagiers. Der Elf schnaufte nur und ließ eine wegwischende Geste folgen. Er kehrte seinem gespielten Ich den Rücken zu und starrte zur Illusion Dalarans hinaus. Angestrengt dachte er nach und so erhob die Illusion wieder die Stimme: „Vielleicht könnte man…“, „Schweig!“, schnitt der Elf seinem Selbst das Wort ab. Noch ehe der aufgekommene Gedanke zu einem Ende kam, war die Schnur auch wieder gerissen. „Ich versuche zu denken…“ Aus dem Augenwinkel konnte er das Starren, der unnatürlich lang geöffneten Augen des Spiegelbildes sehen. Irgendwas an diesem Blick ließ den Elfenmagier wieder ausschnauben. Er packte seinen Zauberstab und schwang ihn erneut gekonnt und ohne ein magisches Wort zu verlieren durch die Luft. Die Illusion löste sich im Nichts auf und gab den Anblick des umliegenden Raumes frei. Einige Jahre war er nun im Dienst der Allianz und der Akademie tätig. Träge setzte sich Anthalars in seinen Stuhl und stützte die schweren Gedanken seines Kopfes auf seiner Hand ab. Und immer und immer wieder drehte er sich nur im Kreis, wenn er meinte einer Lösung so nahe zu kommen. Für einen Moment schloss er die Augen und ließ seinen Geist einfach vor sich hinfahren. Er entwich seinen beschränkten, irdischen Sinnen und konzentrierte sich auf die kosmische Macht, die in Azeroth eingesponnen war. Die Macht der Titanen. Die Macht der Ordnung. Magie. Während seiner spektralen Reise glitt er vorbei an großen Ansammlungen eben jener mystischen Macht. Er hatte diese Art des Gedankenflusses schon mehrmals durchgeführt und fast immer war er dadurch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen. Nur bei diesem Projekt nicht. Er glitt weiter dahin, bohrte in den Feldern des Ley und seinen Erinnerungen und versuchte die richtigen Komponenten herzustellen. Was ihm allerdings, nicht gelingen sollte. Stattdessen schwirrte sein Geist abseits des geregelten Pfades und er trat vor seinem inneren Auge an eine klaffende Wunde, nicht fern eines weitlaufenden Sees. Hier hatte seinerzeit alles seinen Anfang genommen und die Erinnerung an eben jene Zeit versetzte dem Hochelfen einen leichten Stich. Er mochte diese Erinnerung nicht. Er mochte sie nicht, da sie ihn an sein damaliges Versagen und seine Unzulänglichkeit erinnerte. Viel lieber hatte er die Erinnerung an eine gewaltige Stadt, die einst diesen gigantischen Krater ausfüllte. Hohe spitze Türme, die sich weit dem Himmel emporreckten und Magie. Überall war dort Magie. Er hatte hier studiert, war hier geboren worden. In Dalaran.

Anthalars schritt an jenen schicksalshaften Tag durch die idyllischen Gärten der Stadt und las ein Buch. An den genauen Titel konnte er sich nicht erinnern. Er war verloren gegangen wegen all er Schrecken, die diesen Tag heimsuchten. Aus irgendeinem Grund hatte er verpasst, dass die Stadt in Alarmbereitschaft getreten war und viel zu spät hatte er wahrgenommen, was passiert war. Eine untote Horde stand vor den Toren der Stadt und immer wieder drangen sie durch die Zauberschutze des Erzmagiers Antonidas, um Stück für Stück weiter in die Stadt vorzudringen. Viel zu spät hatte sich der Elfenmagier den Verteidigern der Stadt angeschlossen. Zu viele Leben hatten sie durch die niedermähende Armee verloren. Und doch hatte niemand kommen sehen, was nach dem Überfall der Geißel geschehen sollte. Es glich einem Flüstern in heller Aufregung. Ein machtvolles Buch soll den kalten, toten Händen des Obersten der Kirin Tor entrissen worden sein. Allerdings blieb keine Zeit um groß über das Geschehene nachzudenken. Denn der Himmel fing im nächsten Moment buchstäblich Feuer. Ein Grauen erfüllte die Umlade und im eben jenen nächsten Momenten vernahm man unheilige Stimmen über der Stadt schweben, während riesige Turmbrocken auf die Bevölkerung neidergingen. Schreie, Staub und weiterer Lärm säumten die verwüsteten Straßen, des einst so großen Juwels. Hätte Anthalars nur eher reagiert, hätte er vorzeitig begriffen, was auf dem Spiel stand…wäre er nur nicht so ein Narr gewesen, hätte er vielleicht mehr Leben als das Seine retten können. Eine weitere, nur ganz kurz aufflammende Erinnerung schoss durch seinen Geist und versetzte ihm einen weiteren Seitenhieb. Es war die Erinnerung daran, wie er und einige wenige der Überlebenden aus den Ruinen Dalarans abzogen und weiter im Süden Zuflucht fanden. Wieso er nicht geblieben war, war ihm entfallen. Er glaubte aber, dass er aus einem Affekt gehandelt haben musste. Vielleicht konnte er die Trümmer und Leichenberge nicht mehr sehen, das wimmernde Verzweifeln anderer Verletzter nicht mehr hören. Vielleicht hatte er den Ort des Schreckens nur so schnell verlassen, um sich soweit es nur möglich war davon zu distanzieren, um die schmerzende Realität zu unterdrücken. Aber Dalaran war mit der Zeit wiedergeborenen worden, so wie sein Volk wiedergeboren wurde. Und dennoch hatte er beidem in gewisser Weise den Rücken gekehrt.

Wieder im Hier und Jetzt angelangt, spürte Anthalars deutlich wie schwer im das Herz doch geworden war. Er hatte nicht gewagt, in seine ehemalige Heimat zurück zu kehren. Für ihn war sie das nämlich nicht mehr. Er hatte sich nicht an dem Wiederaufbau seiner damaligen Gilde beteiligt. Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt. So auch seiner Sippschaft, von der ein Teil in den Trümmern Dalarans auf ewig verloren gegangen sein mochte und ein anderer, der vielleicht den Sturm auf Quel’thalas überlebt hatte. Anthalars hatte mit jenen schicksalshaften Tagen abgeschlossen, zumindest wünschte er sich innerlich, dass es so war.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Fideus

Fideus

Anzahl der Beiträge : 32
Anmeldedatum : 03.06.18

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Yisuf El Bachir und die Frauen   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeFr 24 Jul 2020 - 17:44

Neue Liebe

Yisuf sitzt in seinem Sessel vor dem Kaminfeuer. Sein alter Herr Vater sitzt ihm gegenüber. Beide starren sich gegenseitig an. Beide schweigen. Die Flammen im Kamin knistern. Dann erhebt der Jüngere das Wort.
„Sag mir endlich, warum du in Sturmwind bist! Das sieht dir überhaupt nicht ähnlich… Solange an einem Ort zu verweilen.“
Der Alte zieht den Kopf kurz etwas ein und gibt ein Zischen von sich:
„Ich habe natürlich von deiner Trennung erfahren…“
Yisuf klatscht die Hände triumphierend zusammen.
„Was auch sonst…“ Er schüttelt den Kopf: „War ja klar, dass du nicht einverstanden bist.“
„Ein Mann deines Standes braucht eine Frau, Yisuf!“
Sein Blick wirkt dabei äußerst streng:
„Du hast viel erreicht, mein Junge. Du bist Magier geworden, hast einen guten Posten an der Akademie… nur fehlt dir etwas…“
Der Alte grinst Yisuf breit an. Der Jüngere verengt die Augen.
„Du führst irgendetwas im Schilde.“
„Ganz recht. Ich habe eine Vereinbarung getroffen, die dir zu Gute kommen wird.“
„Was?“
„Kannst du dich noch an die Sippe der Saphiraugen erinnern?“
„Ja, die sind mit uns auf Fahrt gegangen bis nach Uldum.“
„Eine ehrenwerte Familie von Händlern, nicht wahr?“
„Das waren sie, ja.“
„Weißt du, dass sie eine Tochter haben?“
„Nein.“
„Sie suchen für sie einen Mann.“ Der Alte schaut Yisuf durchdringend an.
„Du willst mich verheiraten?“ Der Jüngere raunt.
„Du hast es sofort verstanden, mein Guter!“
„Ich bin zu alt für so etwas!“
„Papperlapapp! Du bist genau im richtigen Alter und sie auch. Ich habe die Reisevorbereitungen bereits getroffen. Du wirst sobald wie möglich zur Schlangeninsel reisen und deine Pflicht tun.“
Yisuf seufzt. „Also ist der Handel schon beschlossen?“
„So ist es. Es gibt eine Bedingung für die Heirat.“
„Und die wäre?“
„Du wirst ihren Namen annehmen und unseren ablegen.“
Yisuf schaut seinen Vater lange an.
„Wieso?“
„Wir schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Du reinigst dich vom Vorwurf der Piraterie und gleichzeitig bekommst du eine junge fruchtbare Frau.“ Der alte grinst breit und legt Yisuf die Hand auf die Schulter:
„Es ist beschlossen. Ich habe mein Wort gegeben und viel bezahlt für diesen Arrangement. Du wirst zur Schlangeninsel reisen.“
Der Alte steht auf und verlässt den Raum. Yisuf ruft ihm hinterher:
„Wie alt ist sie überhaupt?“
„16.“ Antwortet der Alte.
Yisuf rutscht in seinem Sessel zusammen. Er schaut ins Feuer.

Der Schlangentanz

Es ist Nacht. Das Meer braust an dieser Küste laut, denn die Klippen, einige hundert Meter draußen auf See, brechen die Wellen mit Donner.
Ein großes Lagerfeuer erhellt diesen Abschnitt des Strandes. Die Luft ist feucht-warm, der Sternenhimmel klar und der Klang von Flöten und Trommeln hallt auf. Eine Gruppe von dunkelhäutigen kleinen Menschen hat sich am Feuer versammelt. Alle sind in feinste schimmernde Roben gekleidet, mit Goldschmuck und Edelsteinen behangen. Selbst die Männer tragen goldene Ketten. Nur Yisuf steht ungeschmückt herum, ganz in schlichter weißer Leinenrobe. Er schaut zum Feuer, wo umrundet von den anderen eine halbnackte junge Frau gerade einen Tanz beginnt. Zwei Schlangen winden sich um Arm und Bein, der Blick ist fest auf Yisuf gerichtet. Die Kurven der jungen Frau bewegen sich rhythmisch schwenkend zur Musik. Mit jedem Schritt kommt sie etwas näher an den Magus heran. Bis sie schließlich vor dem kleinen Mann stehen bleibt und ihre Hand ausstreckt. Yisuf holt einen goldenen Ring hervor mit einem blauen Saphirstein. Vorsichtig zieht er ihr den Ring über den Finger. Die Meute heult auf, wie ein Rudel Wölfe. Die Frau verneigt sich und legt die beiden Schlangen neben Yisuf in einen Korb. Wieder streckt sie die Hand aus. Diesmal ergreift Yisuf sie und verschwindet mit ihr in der Dunkelheit einer Hütte am Rande des Dschungels.
 
Nach oben Nach unten
Nevex

Nevex

Anzahl der Beiträge : 765
Anmeldedatum : 07.05.13

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSa 25 Jul 2020 - 17:53

(Das ist ein wenig mehr zu meinen persönlichen Überlegungen zur Magie geworden als wirklich einem echten ic-Post... aber wenn ich es schon geschrieben habe, kann ich es wohl auch posten.)

Erleuchtung

Es war ein Durchbruch. Irgendwie zumindest. Keiner mit großen Konsequenzen für die Welt, die Wissenschaft oder sonst wen, aber zumindest ein Durchbruch für Nevex. So gut hatte es noch nie funktioniert. Er saß da, mit geschlossenen Augen am Boden des Ritualraumes, mit dem er sich in den letzten Wochen zunehmend angefreundet hatte, und alles summte. Die Schreibfeder, der Ring und die reich geschmückten Handschuhe, die Ritualkreise und die Wände und nicht zuletzt der Gnom selber… alles summte.

Die Idee war so simpel gewesen, aber offenbar war es die richtige für ihn. Seit Monaten hatte er jetzt versucht mit einer lichtmagischen Alternative zur Zauberanalyse weiter zu kommen und die meiste Zeit war er damit auf der Stelle getreten. Wie ehrlich gesagt mit der Lichtwirkung allgemein. Seit er damit angefangen hatte war er davon ausgegangen, dass er seine persönlichen Grenzen relativ starr finden würde. Dass die tiefe Überzeugung, die der Lichtwirker brauchte ein Hindernis für ihn werden würde. Und ob diese Prophezeihung nun selbsterfüllend war oder nicht, sie war in jedem Fall schwer für ihn zu widerlegen.

Aber der fehlende Optimismus sollte ja nun wirklich nicht der Punkt sein, an dem der Gnom scheiterte. Und die lichtmagische Umsetzung von Weissagungsmagie war von jeher das gewesen, an dem er seinen Erfolg messen wollte, mehr als Heilung, Schutz oder Stärkung. Es war sein eigenes Projekt, dass ihm ohnehin keiner den er kannte beibringen konnte und bei dem sein Zugang kaum mit denen von anderen vergleichbar sein müsste. Und wenn es einen Kernglauben in ihm gab, in den er mehr Sicherheit und Vertrauen legen konnte als in alles andere, dann dass eine Verbesserung der Welt immer mit einem besseren Verständnis der Welt und ihrer Probleme anfangen müsste. Er musste nur herausfinden, wie das Licht ihm dabei genau helfen konnte.

Und das war eben schon nicht so einfach gewesen. Das Licht wollte helfen, wie die meisten Schriftstücke es ausdrückten. Es war eine Macht die überhaupt nur von denen hervorgelockt werden konnte, die ihre volle Überzeugung hinter ihre Wünsche stellen konnten. Die keine Zweifel daran äußerten, dass das was sie wollten auch sein sollte. Oder anders gesagt: Das Licht reagierte auf die, die sicher waren das Richtige zu tun und half dabei ihre Pläne umzusetzen.
Damit lag es nun aber am Lichtwirker selber seine Wünsche und die Art wie sie erfüllt werden konnten zu kommunizieren… Oder nein, nicht direkt kommunizieren, aber man musste Klarheit darüber haben und das war ja auch oft der schwerste Schritt zum effektiven kommunizieren. Und je abstrakter die Ideen waren, desto schwerer war es natürlich da Klarheit zu haben. Und schlimmer noch: Es brauchte nicht nur konzeptuelle Klarheit, sondern auch emotionale, immerhin musste das Konzept direkt mit dem Wunsch in Verbindung stehen. Es machte einen Unterschied, ob man versuchte einen Zauber aufzufordern, seinen Zweck zu enthüllen, oder ihn zu bitten - und dabei war es völlig egal, dass der Zauber natürlich üblicherweise weder auf das eine noch das andere reagierte.

Kein Wunder, dass Nevex’ Versuche es möglichst analog zur arkanistischen Weissagung zu gestalten zum Scheitern verdammt gewesen waren. Es war seltsam von der arkanen Magie als simpel zu denken…. aber die Konzepte zumindest waren wirklich viel einfacher. Ein Analysezauber warf halt letztlich nur Manapartikelchen auf einen magischen Gegenstand, und sammelte die reflektierten Partikel wieder ein, bestimmte Kenngrößen festhaltend und abbildend. Der Rest war Auswertung, auch wenn man natürlich auch Teile davon üblicherweise in die Zauber einbaute. Mit dem Licht… war das zu abstrakt. Zu prozess- statt ergebnisorientiert. Zu weit vom motivierenden Wunsch und dem Willen dahinter entfernt.

Die Lösung kam dann mit der Musik. Oder zumindest war es bisher ein vielversprechender Ansatz. Es hatte mit einem Buch zur Bedeutung von liturgischem Gesang angefangen… und dann war vieles klar geworden und hatte nach und nach ein Bild ergeben. Und ein Bild von dem was er sich wünschte war genau das, was gefehlt hatte. Nach dem buch waren die Hauptzwecke des sakralen gesanges den Wirker in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, den Wirker in eine Beziehung zum Ziel der Wirkung zu versetzen… und eine Reaktion im Ziel auszulösen. Resonanz. Das war das Stichwort. Und mit dem Bild gab es zumindest eine Richtung mit der man arbeiten konnte. Das Ziel war es Magie für ihn hörbar zu machen. Er sang… oder summte, Licht aussendend und andere magische Energien sollten davon angeregt werden, resonieren, abhängig von ihrer Struktur. Und dann galt es nurnoch zu lauschen.

Also saß er nun summend, umgeben von verzauberten Gegenständen unterschiedlicher Macht und Magiearten… und lauschte, die Unterschiede heraus hörend. Und sie waren gut hörbar. Er lächelte und atmete tief durch, die wohlige Wärme des Lichtes, aber auch des eigenen Triumphes genießend. Vielleicht war es jetzt nurnoch eine Frage der Übung.
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMi 29 Jul 2020 - 13:03

Entscheidungen, Entscheidungen…

Die letzte Woche hatte begonnen. Die letzte Woche unter den Männern und Frauen in silberner Rüstung, mit blauen Ornamenten und dem Löwenwappen auf der Brust. „Noch eine Woche und ich habe das Gefühl, offene Fälle zurück zu lassen, wenn ich an die Akademie zurückkehre.“, Phoebe sah in das Paar dunkler Augen, welches in dem grobschlächtigen Gesicht ihres sonst so stummen Gesprächspartners ruhte. „Tja…“, sprach der Wachmann gezogen und setzte ein zähniges Grinsen nach: „Ihr könntet ja der Stadtwache beitreten. Dann könnt Ihr Euch Tag ein und aus mit diesen Fällen beschäftigen.“ Phoebe entfuhr ein helles Lachen und sie schüttelte den Kopf. „Ihr versucht es schon wieder. Dabei hatte ich doch erst letztens gesagt, dass ich nach meinem Studium andere Pläne habe.“ Sie lehnte sich zurück und besah den freundlich blauen Himmel. Der Wachmann, der auf den Namen Ryder hörte, war ihr zufällig an der Löwenruh begegnet und der hatte es sich herausgenommen, sich neben sie zu setzen und einen angenehmen Plausch anzufangen. Die große Hand des braungebrannten Mannes fuhr an der maskulinen Kieferlinie über den ordentlich gestutzten, dunklen Vollbart. „Wenn es Euch ein solches Anliegen is‘, Novizin, wieso geht Ihr dann nich‘ später zum Leutnant und fragt, ob Ihr nach Eurem Aufenthalt bei der Wache weiter an diesem Fall mit den Zeitungen arbeiten dürft?“ Phoebe blinzelte und hob nachdenklich die Brauen an: „Ihr meint, das geht?“, „Na keine Ahnung, aber versuchen könnt Ihr es oder?“ Vor Phoebes inneren Auge spielte sich bereits die Szenerie ab: Sie war mit ihrem Studium beschäftigt, als die Tür zu ihrem Zimmer aufschlug und die Wache hereinkam; nur um zu verkünden, dass sie eine weitere Spur zum Verfolgen haben. Als sich dann das Bild ihres kritisch dreinblickenden Mentors in die fantastische Vision schlich, schüttelte sie energisch den Kopf.

„Ich glaube, das ist keine gute Idee, Ryder.“ Ryder schürzte die Lippen und sah über das marmorne Mäuerchen hinweg zu den Büschen, deren Blätter sanft im aufwogenden Sturmwind hin und her glitten. „Is‘ nich‘ immer leicht eine Entscheidung zu treffen.“ Er streckte sich. Den rechten Unterarm auf dem diesseitigen Oberschenkel abgestützt und sich nach vorn lehnend; stemmte er die linke Hand auf den linken Oberschenkel. Es war eine so typische lockere Haltung, dachte Phoebe. Eine Haltung, die sie von dem sonst so strammen und schweigsamen Mann gar nicht gewohnt war. Seine gesamte Haltung schien ihr befremdlich- wo er doch sonst so schweigsamer und strikter Natur war, aber was wusste sie schon, wo sie ihn doch so gut kannte wie man durch Nebel ordentlich blicken konnte. Beide schwiegen einige bedächtige Minuten, ehe Ryder abermals zu Sprechen begann: „Das Leben steckt voller Entscheidungen, aber das is‘ Euch ja bewusst. Immerhin habt Ihr mit Eurem Studium wohl die größte Entscheidung Eures Lebens getroffen.“ Phoebe quittierte die Worte mit einem amüsierten Schnaufen. Ryder hatte natürlich vollkommen recht. Seitdem sie an die Akademie gekommen war und ihr Studium begonnen hatte, war vieles passiert. Wunderschönes und auch Schreckliches. Phoebes grüne Augen erfassten eine Ameisenkarawane, die über den hellen Steinboden daher schritt und ihren geordneten Arbeitsleben nachzugehen schien. „Ihr habt immerhin auch mit Holmes‘ Welpen gehadert und ihn dennoch bei Euch aufgenommen.“ Setzte Ryder fort, doch ehe er weitersprechen konnte, schnitt ihn Phoebe das Wort ab und sah den Wachmann direkt an: „Das war auch etwas Anderes. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es genügend freie Hände gibt, sollte ich einmal nicht da sein die…“, „Und wo ist da der Unterschied zu uns? Die Stadtwache hat auch genügend fähige Hände. Ihr wärt nich‘ allein.“ Ein breites Grinsen stahl sich auf die Lippen des Mannes. Phoebe bedachter Ryder mit einem langen Blick.

Die Turmuhr begann zu schlagen und die nachmittaglichen Stunden anzukündigen. Phoebe erhob sich mit jedem weiteren Schlag und atmete einmal tief durch. Das Grinsen des Wachmanns ebbte langsam, aber sicher ab und er nickte für sich: „Ihr müsst wieder zurück, richtig?“, „Ja, es gibt da noch einige Dinge, um die ich mich kümmern muss, ehe ich heute Abend zum Dienst antrete.“ Kurz hob Phoebe die Mundwinkel an. „Ich bin mir sicher, dass wir einander wiedersehen werden, selbst nach dem Aufenthalt bei der Stadtwache.“, „Also habt Ihr Eure Entscheidung getroffen, Novizin?“

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMi 2 Sep 2020 - 13:54

Recherchearbeit

Der Wunsch der Hochmagierin stellte sich als herausfordernder als gedacht heraus. Phoebe verbrachte fast mehrere Stunden am Tag in den Hallen der Macht– tief unter der Erde des Magierviertels. Die Arbeit lenkte sie von anderen Dingen ab. Dinge, die sie innerlich zerrütteten. Sie wurde hergeschickt, um Vergleiche anzustellen, zu einem magischen Objekt, welches einer ihrer Freunde, ein Worgen Namens Tom zusammen mit weiteren im Elwynn Wald gefunden hatte. Eine Würfelbox mit rätselhaftem Inhalt. Die analytischen Arbeiten an der Kugel dauerten an und so trug die Hochmagierin Phoebe auf, in der Geschichte der Zauberei nach ähnlichen Konstrukten Ausschau zu halten. Doch der Erfolg ihrer Suche hielt sich bisweilen in Grenzen. Sie hatte einmal darüber nachgedacht, den Archivar nach einem ähnlichen Fundstück auszufragen, doch der machte sich so rar wie seit Tagen nicht mehr. Also blieb ihr nichts anderes übrig als mühselig Folianten um Folianten einzeln zu studieren.

Der Tag neigte sich dem Ende zu, als sie ein weiteres Mal in das riesige Labyrinth von einer Bibliothek trat. "Wer Wissen sucht, wird Erkenntnis finden.", stand in dem Stein der Pforte gemeißelt. Phoebe lockte dieser Spruch zur Zeit nur ein verächtliches Schnaufen ab. Sie suchte Tag ein und aus, ohne wirklich an Erkenntnis zu gelangen. Vielleicht sollte sie aber heute mehr Glück haben. Denn, als sie in die nächste Regalreihe einbog hörte sie zwei männliche Stimmen miteinander sprechen: „Und du bist dir sicher? Die Hochmagierin arbeitet gerade an sowas?“, „Ja, ganz sicher. Und weißt du was, das riecht mir alles ganz schön nach diesen kauzigen Magiern. Wie hießen die noch…“ Der Magier, den Phoebe nicht genau erkennen konnte, dachte laut nach und gab entsprechende Töne von sich. „Kannst du auch leise denken? Hier sind noch andere, die sich durch dein stetiges ‚Ääähmen‘ und ‚Hmmmhmen‘ gestört fühlen könnten.“, „Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch, Naovin von Praza! Das sind die Namen.“ Ein scharfes Zischen bohrte sich durch den Gang und ließ die Magier augenblicklich verstummen. Phoebe versuchte noch immer zu lauschen, doch alles was sie nach dem Fall der drei Namen wahrnahm war leises Getuschel. Anschließend entfernten sich die Stimmen. Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch und Naovin von Praza, hatten sie gesagt. Die Namen schenkten Phoebe keinen besonderen Einfall, aber sie könnten ein Hinweis für ihre Recherchearbeiten sein. Jetzt muss sie nur noch einen entsprechenden Verweis in den Schriften der Akademie finden. Eine weitere schwere Herausforderung, denn keiner der Magier schien besonders berühmt zu sein. Zumindest nicht so berühmt wie manch anderer Magier. Es sollte bis in den späten Abend dauern, bis Phoebe ein Buch zufiel, welches einen der drei Namen enthielt. Igor Sil vom Rande. Milde überrascht, über ihren Fund verließ sie die Bücherei und kehrte auf ihr Zimmer zurück. Der zehnte Glockenschlag des Abends lag weit hinterher, bald schon würde man die nächste Stunde oder gar schon die übernächste erreicht haben. Phoebe entzündete einige Kerzen und beschwor zusätzlich ein magisches Licht herauf. Das tat sie immer, wenn sie meinte, dass das Licht der Kerzen sie mehr in einem Dämmer- als Wachzustand halten würden. Aufmerksam las sie die Einträge über den Magier. Einer, der angeblich nicht mehr unter den Lebenden weilen sollte, ein Magier, der den Hintergrund Ruhm und Ansehen vorzog. Ein Eremit also, der seine Zeit damit verbrachte die Technologien der Gnome zu studieren. Neben vom Rande erspähte Phoebe einen weiteren Namen, den sie einige Stunden zuvor noch in der Bibliothek vernommen hatte: Naovin von Praza. Navoin und Igor schienen sich zu kennen und im gleichen Maße an demselben Thema interessiert. Es gab Gerüchte über den Magier vom Rande. So erfasste Phoebe, dass er ein Mann mit verbogener Moral sein sollte. Ein Mann der gerne Grenzen überstieg, um seine Ziele zu erreichen. Jemand der wie ein Puppenspieler Fäden zog, um nicht näher erläuterte Ereignisse zu koordinieren. Er war also jemand, der sich nicht offen zeigte. Eine vorherige Feststellung, die mit weiterem Lesen der Aufzeichnungen nur umso mehr Festigkeit und Zustimmung erhielt. Die Biografie des gesichtslosen Magiers endete plump in der Vorstellung, er sei bei einer Expedition in Richtung Uldum ums Leben gekommen. Phoebe schob das Buch bei Seite und lehnte sich müde in ihren Stuhl zurück. Die Augen brannten ihr und als sie einen kurzen Blick auf die Taschenuhr ihres Vaters warf, seufzte sie aus. Die Nacht war beinahe vorüber und sie hatte seit Stunden nicht mehr geschlafen. Das nagte an ihrem Geist und sie spürte, wie die Schwere der Müdigkeit sie langsam überkam.

Am nächsten Tag erwachte Phoebe durch das einfallende Tageslicht. Sie schreckte hoch und stellte mit einem weiteren Blick auf die Uhr fest, dass sie ihre morgendlichen Kurse verschlafen hatte. Ein Ärgernis, dem sie sich später verantworten müsste. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Herrichtens versteckte sich Phoebe abermals in der Bibliothek und suchte weitere Bücher nach den Namen der drei Magier ab. Zum Glück konnte sie ihre Kursleiter damit zufrieden stellen, dass sie versprach ihre versäumten Arbeiten nachzuholen und in den nächsten Stunden vorzuzeigen. Arbeit um Arbeit. Aber das tat irgendwo gut. Es lenkte weiter von dem ab, was unter ihrer Oberfläche vor sich her brodelte. Während sie in einer Ecke, an einem einsamen Studiertischlein saß und bereits das vierte schwere Buch durchblätterte, merkte sie, wie sie beobachtet wurde. Ein paar orangefarbener Augen, die zu einem schlanken Gesicht gehörten, dem nebenher ein angenehmer heller Ton beiwohnte. Der schlanke Magier trat raschen Schrittes auf Phoebe zu, als er bemerkte, dass sie ihn gesehen hatte. „Ihr seid Hochmagierin von Wittenburgs Assistentin, oder? Novizin Roscoe.“ Phoebe erhob sich und knickste höflich vor dem Magier. „Die bin ich, Magus – Was kann ich…“, „Nein, nein…ich kann Euch helfen.“, unterbrach er sie einfach und jetzt stellte Phoebe fest, dass der Mann mit dem sie gerade sprach niemand geringeres war, als der Magier, der gestern in reges Tuscheln verfallen war, als die Bibliothekare ihn mit einem scharfen Zischen ermahnten. „Ich bin Magus Aoridus und ich glaube zu wissen, wonach Ihr sucht. Ihr seid immerhin nicht zum ersten Mal in der Halle der Macht und für gewöhnlich zieht es Studierende nur dann mehrmals an diesen Ort, wenn sie intensiv nach etwas suchen.“ Phoebe entschied zunächst zu schweigen und Magus Aordius zu zuhören. Der grinste sie breit an und nickt wissend. „Igor Sil vom Rande, Elbaran Hukusch und Naovin von Praza. Das sind die Namen, nach denen Ihr sucht, Novizin. Doch leider gibt unsere wunderbare Bibliothek nicht allzu viel über sie wieder. Deshalb fallen Eure Suchen so nüchtern aus.“ Phoebe legt ihre Hände vor dem Becken zusammen und versuchte, sich die langsam daher kriechende Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Selbst wenn ihr ausdrucksloses Gesicht und die müden Augen Bände darüber sprachen. „Und Ihr seid mit diesen Magiern vertraut?“, „Gute Güte, nein. Das heißt…also mit einem schon. Naovin von Praza. Ich meine…jemanden zu kennen, der ihn gekannt hat. Aber fragt mich nicht nach weiteren Namen. Das ist schon eine Weile her.“ Magus Aordius winkte ab und setzte fort: „Er war ein Halbelf, recht blass mit grünen Augen und roten Haaren, die loderten wie Feuer. Über seine Herkunft sollte nicht viel bekannt sein…aber…vielleicht überraschen Euch diese Hallen ja doch mit etwas…Erkenntnis.“ Der Magier grinste sie an, ehe er den Kopf schüttelte. „Er und vom Lande waren vernarrt in gnomische Technologien und sie haben, jeder auf seine Art und Weise, nach Wegen gesucht, um Technik mit Magie zu verbinden. Die Arbeit profaner Technomagier. Allerdings nichts, was wirklich Fuß fassen konnte. Er soll ein sehr verschwenderisches Beispiel für unsere Gesellschaft gewesen sein, wisst ihr. Und jemand, der großes Talent in der Schule der Illusion hervorgebracht hatte. Ihr fragt Euch sicher, wieso ich Euch dies alles erzähle, oder?“ Phoebe sah nun kritisch drein. Irgendwo hatte sie es doch kommen sehen, dass der redselige Magier etwas für diese Informationen verlangte. Doch ehe sie etwas sagen konnte, meinte Aordius: „Ich wünsche Eure Hilfe Novizin. Sagen wir, ich bin recht ungeschickt, wenn es um die Kommunikation zur Hochmagierin geht. So ungeschickt, dass man mich bisweilen vergessen oder übersehen möchte. Seitdem Ihr den Fund des Tages in die Akademie gebracht habt, wünsche ich ein Auge darauf zu werfen, aber die starre alte Ziege…uhm…Verzeihung, die gnädige Hochmagierin verweigert es.“, „Wieso seid Ihr so begierig darauf, einen Blick auf das magische Objekt zu erhaschen, Magus?“ Der Magier sah Phoebe perplex an, als diese ihn so rüde aus dem Gespächsfluss zog. „Nun…bei besagtem Objekt handelt es sich ohne Frage um Filligranis Magisches Auge, was einen Blick in die nahe Zukunft offenbart und beim Schütteln dafür sorgt, dass sie sich verändert. Ein sehr mächtiges und lange verloren geglaubtes Artefakt. Ein…historisches Weltwunder der Weissagung. Ich habe die alten Texte so oft studiert und…nun…es passt haargenau zu dem, was die Hochmagierin von Wittenberg in ihrem staubigen Kämmerchen beherbergt. Ich komme nur leider nicht dran. Würdet Ihr bitte dafür sorgen, dass sie mir Zutritt wie auch Einsicht gewährt? Immerhin habe ich Euch auch weitergeholfen.“ Phoebe schüttelte nur verwirrt den Kopf: „Und was bitte soll dieses Artefakt mit den drei Magiern zu tun haben, die Ihr erwähntet?“, „Nun…das…das liegt doch auf der Hand. Sie sind die Erfinder des Auges! Sehr mächtige Zauberer, die aber lieber im Hintergrund agierten.“ Da lachte der Magier. „Eremiten, wie unsere liebe von Wittenberg.“ Wieder sah Phoebe nur kritisch drein und schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht versprechen, aber werde tun was ich kann.“, „Hah! Bei Antonidas‘ Bart. Vielen Dank. Ich werde Euch nun auch weiter in Ruhe lassen. Habt noch viel Erfolg und Spaß bei Euren Studien.“

Phoebe verließ die Bibliothek mit etwas mehr als dem haltlosen Gebaren des Magiers Aordius. Sie hatte durch puren Zufall einen lehrreichen Band über das richtige Verhalten von Magiern gefunden und als negatives Paradebeispiel den verschwenderischen Lebensstil des Magiers Naovin von Praza entdeckt. Von Praza hatte sich durch seine immer wieder begonnenen Arbeiten und Projekte einen hohen Schuldenberg aneignet. Des Weiteren gab es hier einen Quellenverweis, der auf eine Abhandlung über Zauberstäbe hinwies, wo Naovin ebenso erwähnt werden sollte. Die Nacht verging wieder viel zu schnell und Phoebe legte sich alsbald in ihr Bett und starrte an die dunkle Decke. Die Gedanken, die sie den ganzen Tag über unter staubigen Büchern ersticken konnte, kamen mit einem Mal und ganz und gar unverschämt wieder hoch. Das liebreizende Gesicht eines Vertrauten blitze in ihren Erinnerungen auf. Ein sich lösender Händedruck lastete wie ein Phantom auf ihrer linken Hand, die sie unweigerlich zu einer Faust schloss und näher zu sich zog. Hastig suchte sie in ihrem Kopf nach anderen Gedanken. Gedanken, um sich abzulenken. So glitt sie daher und stolperte über das, was sie zuvor schon dem Magier Aordius entgegenbrachte; Wo war nun diese Verbindung zwischen den drei Magiern und dem von Tom und seinen Freunden gefundenen magischen Objekt. Naovin war Illusionist und lebte mit dieser Fähigkeit so zurückgezogen wie sein Themenfreund Igor. Sie beide erforschten die Technologien der Gnome. Aber nirgendwo stand etwas von einem ominösen Auge, welches die Zeit beeinflussen konnte. Es wurde mit Nichten eine Apparatur erwähnt, die eine Würfelbox mit kugeligem Inhalt wiedergab. War dies eine Sackgasse oder gab es vielleicht noch mehr herauszufinden und wieso hatte sie bisher noch nichts über den Dritten im Bunde erfahren können, wo ihn der Magier doch so ausdrücklich erwähnt hatte. Hatte sie vielleicht zu schludrig gearbeitet. Sicher sie nutze den Rechercheauftrag mehr dazu, um nicht von jetzt auf gleich in Melancholie zu versinken und demnach könnte sie wohlmöglich nicht immer ganz bei der Sache gewesen sein. Ein weiterer Tag der Recherchen würde sicher noch etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Aber zunächst wollte sie einfach nur Schlafen…

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Cynthia Gardner



Anzahl der Beiträge : 48
Anmeldedatum : 02.07.20

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Das umgedrehte Bild   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSa 5 Sep 2020 - 23:02

Das umgedrehte Bild

"Reden ist wichtig"

"Hast du niemanden, mit dem du reden kannst"

Cynthia geht rastlos durch ihr Zimmer, in ihrer linken Hand hält sie ein Buch. Schon die ganze Zeit über, schwirren ihr diese beiden Sätze durch den Kopf, seit dem Gespräch mit dem Novizen Thornswood. Sie fragt sich, weswegen sie sich nicht beruhigen kann, weswegen sie diese Sätze so sehr mitnehmen, obwohl "es" bereits vor drei Jahren geschehen war. Langsam bleibt sie vor ihrem Schreibtisch stehen. Sie legt ihr Buch ab und streckt ihre Hand aus, um ein umgedrehtes Bild zu nehmen. Sie ergreift es und zögert lange, bevor sie es umdreht und es sich ansieht.
Auf dem Bild befinden sich zwei Mädchen. Links befindet sich unmissverständlich Cynthia, auch wenn sie damals noch jünger war und ihre Haare nicht gefärbt hatte. Ihr Lächeln auf den Bild ist offen und warmherzig, so hatte sie seit Jahren nicht mehr gelacht. Rechts neben ihr steht ein Mädchen, dessen Gesicht Cynthias unglaublich ähnlich sieht. Wobei sie wohl schon mehr eine junge Frau ist. Zwei Dinge unterscheiden sie jedoch stark von Cynthia: Erstens, ihr Haar ist feuerrot und zweitens, ihre Augen sind grün, wie der tiefste Nadelwald.
Cynthias Blick wandert zu der Stelle, wo einst das Bild lag. Unter dem umgedrehten Bild lagen Briefe, alle alt und vergilbt. Der Name des Absenders ist über die Jahre unleserlich geworden. Cynthia legt das Bild wieder verkehrtherum auf die Briefe, nimmt ihr Buch und setzt sich auf ihr Bett.
Sie stellt sich die Frage:
"Hast du niemanden, mit dem du reden kannst?" - Ihre Antwort: "Nein, nicht mehr."
 
Nach oben Nach unten
Lilith Sheppard

Lilith Sheppard

Anzahl der Beiträge : 57
Anmeldedatum : 12.06.19

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMo 7 Sep 2020 - 0:01

Ein grauer Tag




Die Glocken von Sturmwind läutet die 10te Morgenstunde des ersten Tages der Woche ein. Aus dem Magierturm kommt eine Lilith getrottet, langsamen Schrittes und etwas niedergeschlagen. Mit dem Ärmel reibt sich die junge Adlige kurz einmal über die Augen, ehe sie den restlichen Weg der Rampe bestreitet. Die Schultasche ist deutlich dünner geworfen, scheinbar fehlen hier die sonstigen Schulbücher? Vor dem Novizenheim wird ein Schlüssel gezückt und die Tür aufgeschlossen. Vorsichtig wird ins innere geschmult, ehe Sie schließlich hineintritt und schnell auf ihr Zimmer schreitet. Der Novizenrobe, sowie des Umhangs wird sich entledigt und sorgsam zusammen gefalten. Die wenige Gegenstände die die Novizen im Zimmerhaben wurden in die eigne Umhängetasche gepackt. Das Zimmer wird soweit hergerichtet, wie Lilith es damals übergeben bekam. Ein letzter Pflichtbesuch beim griesgrämigen Pneine, muss er wohl das Zimmer der Komtess noch abnehmen.

Mängel wird der Hausmeister vergeblichste suchen, gar wirkt das Zimmer als hätte man dies selten benutzt. Oder die Lady hat sich einfach Mühe gegeben. Schließlich übergibt Lilith dem Hausmeister ihre Novizenrobe, den Umhang und schließlich auf den Schlüssel zum Novizenheim. Auch wenn es Pneine wenig interessieren wird, so würde man sich gebührend verabschieden. Schließlich verlässt Lilith das Novizenheim und zieht die Tür hinter sich ran. Ein kurzer Blick geht nochmal zum Turm und zum Novizenheim, besieht sie beides wohl mit einen weinenden und ein lachenden Auge.
Ihre eigenen Wege führen sie nun wohl wieder zurück in das Stadthaus, wo sie bereits erwartet wird…

Was da wohl passiert ist?






 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDi 6 Okt 2020 - 20:49

Der letzte Reisebericht des Igor Sil vom Rande:


Phoebe hatte es während ihrer Recherchearbeiten doch noch geschafft einen passenden Fund in die Finger zu kriegen. Immer und immer wieder hatte sie den Reisebericht durchgelesen und jede einzelne Zeile studiert, sodass ihr nichts verloren ging. Es stimmte sie glücklich, dass es mit dem Projekt endlich voranging und sie die Erlaubnis hatte nach Eisenschmiede aufzubrechen, um dort ihre Nachforschungen fortzusetzen. Die Hochmagierin hatte ihr den Bescheid gestern in die Hand gedrückt und ihr gesagt, dass sie die kommende Woche verreisen kann. Natürlich verlangte dies einer gewissen Vorplanung. So stellte von Wittenberg die Forderung, dass Phoebe einen Recherche- und Reiseplan auszuarbeiten hat, weswegen sich die Novizin in den frühen Abendstunden auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte und eifrig dabei war, ein entsprechendes Pergament aufzusetzen.

Die grünen Augen der Schülerin überflogen die eigene geschwungene Schrift. Sie musste hier und da nachbessern, Schritte überdenken und überlegen, ob sie nicht noch etwas vergessen hatte. Gleich morgen früh würde das Schreiben auf dem Tisch der Hochmagierin liegen und im späteren Tagesverlauf würde sie sich mit Tom treffen, um ihm den Plan zu erklären. Anschließend wird die noch den ein oder anderen Brief versenden müssen. Immerhin sollte auch Nils wissen, dass sie von Sturmwind nach Eisenschmiede aufbricht. Auch wenn es nur für eine Woche sein wird. Die Zeit floss dahin und mit dem zwölften Glockenschlag des Abends löschte Phoebe das Licht und ging zu Bett.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMo 18 Jan 2021 - 21:15

Aus dem Leben einer Novizin

Es war früh am Abend und in der Akademie herrschte milder Betrieb. Die letzten Schüler verließen gerade ihre Kurse und machten sich auf den Weg in das Wohnheim oder verteilten sich über das Gelände. Einige wenige suchten die Bibliothek und die Übungsräume auf. Eine der wenigen, die sich zur Übung in einen der größeren Trainingsräumen verirrte, war Phoebe Roscoe. Die junge Novizin stellte sich gegenüber eine der Trainingspuppen auf und ließ die Finger hastig, aber gezielt, durch die Luft schwingen. Konzentriert sprach sie die Worte der arkanen Macht, während ein elektrischer Impuls die Luft um sie herum auflud. Schließlich zuckte ein gezackter Blitz nach vorn, der den ein oder anderen Schüler des ersten Lehrjahres erschreckte. Mit einem solch lauten Knall schlug das kräftige Licht in die Traingspuppe ein und hinterließ einen größeren Brandfleck. Doch damit nicht genug. Der Puppe sollte keine Pause gegönnt sein. Ohne groß darüber nachzudenken, als sei es schon in Fleisch und Blut übergegangen, kühlte die Luft urplötzlich ab. Kristallene Splitter und frostige Magie führten zusammen und wenig später schoss der einfache Frostblitz los, nur um einen Teil der Brandstelle mit kühler Magie zu überziehen. Einmal wurde tief durchgeatmet, die Fingerspitzen zusammengeführt und nach vorne gerichtet. Mit dem nächsten magischen Wort schlugen zwei Arkane Geschosse auf den künstlichen Feind ein.

Die Übung wiederholte die Magiernovizin noch einige Male und brachte auch andere Zauber, wie das Spiegelbild oder die Unsichtbarkeit unter. Mit jedem Zug fiel es ihr jedoch schwerer die Konzentration zu halten. Und als die nächsten Frostblitze daneben gingen unterbrach sie ihre Übung. „Eine weise Entscheidung.“, sprach eine angenehme, tiefere Stimme von hinten. Phoebe drehte sich der Stimmquelle entgegen. Ein Magier mit langem, brauen Haar und einem vollen Bart hatte ihr zugesehen. Wie lang er aber schon dastand, konnte sie nicht sagen. Der Magier hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schenkte Phoebe ein gutmütiges Lächeln. „Es ist gut zu wissen, wann man aufhören sollte. Sonst erkennt der Gegner rasch, dass man langsam gen Ende zieht.“ Er trat näher an sie heran und betrachtete die Puppe. „Das dachte ich mich auch.“, erwiderte Phoebe und nahm einen Schluck von ihrem Wasser. „Magus…“, „Fraendell.“, vollendete der Magier. „Theodor Farendell. Ihr seid die Novizensprecherin, nicht wahr? Phoebe Roscoe.“ Phoebe musterte den Magier, ehe sie der Höflichkeit nach das Haupt neigte und sacht knickste. „Das bin ich. Kann ich etwas für Euch tun, Magus Farendell?“ Magus Farendell schüttelte nur den Kopf und hob amüsiert die Mundwinkel an. „Ich glaube, Ihr habt genug zu tun. Vor allem wirkt Ihr ein wenig erschöpft, Novizin. Ihr solltet Euch die Ruhe zu Herzen nehmen. Jemand, der so wie Ihr überall seine Finger im spiel hat, könnte fürchten, irgendwo einen zu verlieren.“, ob der Worte des Magiers hob Phoebe die Brauen an. Was er nur damit meinte. Ihr Aufgabenfeld war im Dritten Lehrjahr rasch angewachsen. Sie hatte viel zu tun und noch viel mehr hatte sie noch vor sich. Das stimmte wohl. Gerade in den letzten Tagen hatte sie viel weniger Zeit, den Blick nach innen zu lenken, als es sonst der Fall war. Der Magus lächelte sie einen Augenblick lang an. „Hatte sich schon jemand auf mein Gesuch gemeldet? Ich halte stets die Augen nach einem eigenen Schüler auf.“ – Phoebe war für einen Moment verdutzt, dann erinnerte sie sich. Sie erinnerte sich an das Schreiben, was sie von einem der Bediensteten erhalten hatte. Sie erinnerte sich, dass Magus Farendell sie einmal gebeten hatte einen Aushang fertig zu machen, um ihn als möglichen Mentor anzupreisen. „Ich hatte den Aushang wie gewünscht angebracht. Ich fürchte, alle bisher verfügbaren Novizen haben bereits einen Mentor. Tut mir leid.“ Farendell hob die Hand und schüttelte den Kopf. „Kommt Zeit, kommt ein Novize, Novizensprecherin. Sollte demnächst jemand verzweifelt nach einem Mentor suchen, schickt ihn bitte zu mir.“ Phoebe nickte. „Das werde ich tun, Magus.“, „Danke – sodann wünsche ich noch einen angenehmen Abend, Novizensprecherin. Ihr solltet indes etwas Ruhe finden oder euch einer weniger verausgabenden Tätigkeit hingeben.“ Der Magier grinste und zog sich aus dem Trainingsraum zurück.

Während des Abendessens im Speisesaal der Akademie konnte man reges, buntes Geschnatter vernehmen. Phoebe erwischte dabei einen Tisch, an dem das Gesprächsthema Nummer Eins der bevorstehende Frühlingsball war. Aufgeregt tuschelten die Novizinnen untereinander, wen sie als ihre Begleitung dorthin mitbringen würden. Manche kicherten, wieder andere stritten darüber wer das schönste Kleid haben würde. Es war so typisch, dachte sich Phoebe mit einem knappen Schmunzeln auf den Lippen. Eine gemeinsame Sorge schienen alle Novizen jedoch zu teilen; den Tanzunterricht bei Magus von der Quell.

Nach dem Abendessen zog sich Phoebe in die Verzauberungswerkstatt der Hochmagierin von Wittenberg zurück, für die sie an einigen Assistenzaufträgen arbeitete. Neben einer überschaubaren Einkaufsliste und einer üppigen Menge an Münzen, die sie noch ausgeben musste, hatte sie sie die Aufgabe erhalten den Stab einer Nagahexe in eine akkurate Zeichnung für eine Fallakte darzustellen. Da sie des Zeichnens sehr begabt war, konnte sie wunderbar dabei entspannen. Die Hochmagierin selbst war nicht in ihrer Werkstatt. Sie unterhielt die Nachbesprechung eines anderen Projektes, mit einem anderen Kollegen. So hatte Phoebe Ruhe und Zeit. Zielgenau setzte sie die Striche. Einen nach dem anderen. Der Stab war größtenteils aus Koralle gearbeitet und trug einige Verzierungen in Form von Muschelperlen. Ein großer Kristall zierte die Spitze. Immer wieder wechselte sie den Blick vom Original zur Zeichnung, sodass sie mehr und mehr an Detail annehmen konnte. Jedes noch so kleine Detail konnte für die näheren Untersuchungen wichtig sein, weswegen sie sich sogar die Mühe machte, den Stab aus verschiedenen Positionen heraus zu zeichnen. Eine Zeichnung setzte besonders die Spitze und den Kristall in Szene. Die nächste den Schaft des Stabes mit seinen Perlen. Dann ein einfaches Gesamtbild, welches schön ausgearbeitet wurde. Von vorne und von hinten. Die Arbeit nahm einige Stunden ein. Wie viele vermochte die Novizin mit einem kurzen Blick auf das Stundenglas nicht abzulesen. Erst als die Tür zur Werkstatt aufging und die Hochmagierin die Zeichenarbeit unterbrach und Phoebe hinaus scheuchte, da sie etwas Dringendes zu erledigen hatte, ereilte sie der Gedanke einen Blick auf die Uhr zu werfen. Dabei stellte die Novizin erschrocken fest, dass es weit nach Mitternacht geworden war. Sanftes Mondlicht schimmerte durch die hohen Fenster. Eine reine Illusion, da die Gänge tief unter der Erde lagen. Aber es war ein wunderschönes Schauspiel. Für das Phoebe nur wenig Aufmerksamkeit übrig hatte.

Als sie das Bett erreichte um sich schlafen zu legen, dachte sie noch einen Moment darüber nach, was sie den kommenden Tag tun würde. Zuerst wäre das Frühstück dran, dann kämen die Grundkurse auf sie zu. Sie würde eine Doppelstunde über die Grundlagen der Alchemie haben, ehe es dann mit Werkstoff- und Material und Kräuterkunde weiterginge. Vielleicht hatte sie in der Mittagszeit Freiraum für die Bibliothek, um einige Recherchen bezüglich der Naga, ihrer Kultur und Magie anzustellen. Oder sie nutzte die knapp bemessene freie Zeit zwischen den Stunden, um Nils, ihren Freund zu besuchen. Vielleicht sollte sie das aber auch lieber auf den Abend verlegen und schon einmal versuchen das nächste Geschäft zu erreichen, um die Einkaufsliste der Hochmagierin abzuarbeiten. Den Abschluss des pflichtvollen Unterrichts sollte dann ein neues Fach: Mythologie und Legendkunde darstellen. Darauf freute sich Phoebe schon sehr, da sie sich daraus Neues und bislang noch Unbekanntes aus der Sagenwelt erhoffte. Irgendwann trieb die Müdigkeit die Novizin von ganz allein in den Schlaf und hinaus in das Land der Träume.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDi 23 Feb 2021 - 20:38

Netherflüstern





„Einmal mehr war es wichtig geworden, die Vier Regeln der Arkanen Magie zu achten und nicht zu vernachlässigen. Es kommt ganz unerwartet, wenn wir uns am Sichersten wiegen und gar nicht mehr darüber nachzudenken vermögen. Wenn wir es aus den Augen verloren haben. Wenn wir verwundbar sind. Und es beginnt mit einem einfachen, kleinen Pfeifen und entwickelt sich rasch zum tosenden Sturm.
Das Netherflüstern.“
– Unbekannter Magier




Leise Schritte hallten durch die Halle der Erkenntnis. Phoebe ging zielgerichtet die einzelnen Regale ab und suchte nach einem Buch über fortgeschrittene Illusionen. In einem der hinteren Abteile wurde sie schließlich fündig. Das Buch sah alt aus. Der Einband war über die Zeit weich geworden. Sicher musste hier einer der Bibliothekar der Akademie irgendwann einmal Hand anlegen und ausbessern. Phoebe nahm das Buch und ging mit diesem zu den langen Tischen, die in der Bibliothek standen. Magus von der Quell und sie hatten sich erst gestern daran begeben, die nächste Form der Unsichtbarkeit zu bearbeiten. Die Große Unsichtbarkeit, die es ihr ermöglichen sollte, selbst im aktiven Kampf ungesehen zu bleiben. Doch hierfür musste sie die Struktur des Zaubers genauer studieren und seine Matrix analysieren. In aller Stille blätterte sie den dicken Folianten bis an die Stelle durch, die sie gesucht hatte und begann sich in die Materie einzulesen.

Während ihrer vertiefenden Studien ging sie oftmals los und holte sich neue Bücher aus jedem Winkel der Bibliothek. Sie türmten sich beinahe schon. Aus Minuten wurden Stunden und die Stunden flossen so daher. Irgendwann gaben die magischen Lichterquellen in den hohen Hallen des Wissens nach und Kerzen vertrieben die Dunkelheit. Getuschel drang an ihr Ohr, während sie die nächste Seite umschlug und eine genaue Zeichnung einer Zaubermatrix betrachtete. Als das Getuschel anschwoll, horchte Phoebe auf und blickte in den beinahe menschenleeren Saal der Bücherei. Sie hatte sich den ganzen Tag mit der Materie befasst und nun musste ihr Kopf verrücktspielen: „Du hast den halben Tag zwischen staubigen Büchern und alten Formeln verbracht, was erwartest du da…“, murmelte sie zu sich selbst. Doch dann tuschelte es schon wieder nahe ihres Ohres. Ein unverständliches Raunen, einem fernen Flüstern gleich, dem man nur zu gern näher Gehör schenken möchte. Wie verlockend. Doch Phoebe schüttelte nur widerwillig den Kopf. Sie hatte keine Zeit für Geflüster. Sie musste sich konzentrieren. Die Gedanken schweiften aber ab.

Eine geschlagene Minute lang blickte sie auf das Papier hernieder. Die Schrift verschwamm leicht. Die Lettern begannen sich zu verdrehen und verschieben. Das Geflüster an ihren Ohren schwoll an, als käme es näher. Eine geheimnisvolle Zauberformel zeichnete sich auf dem Papier und dann... „Roscoe!“, war es die Stimme des Bibliothekars, der sie wieder zurückholte. Phoebe blinzelte mehrmals und sah sich nach dem alten Mann um. „Nun kommt schon, es ist spät. Ihr solltet langsam zu Bett gehen.“

Nach etlichen Minuten fand sich Phoebe in ihrem warmen und weichen Bett wieder. Sie dachte auf das, was in der Bibliothek geschehen war nach. So stark hatte sie das Netherflüstern noch nie vernommen. Es war beunruhigend gewesen. Ob es daran gelegen hatte, dass sie am gestrigen Abend noch versucht hatte die Große Unsichtbarkeit zu wirken und aufrecht zu halten, was ihr mehr schlecht als recht gelungen war? Hatte sie nicht genügend Pausen zwischen ihren Übungseinheiten eingeräumt und sich dem Ausgleich zwischen Körper und Seele hingegeben? Oder griff das unheilvolle Flüstern verstärkt auf ihren Geist zu, da sie so viel zu tun hatte und noch einiges mehr vor ihr lag? So oder so wollte es ihr in dieser Nacht keine Ruhe lassen, weswegen sie sich dazu entschied aufzustehen und zu meditieren. Um Körper und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Um die Sicherheitslücken zu schließen. Um Ruhe zu finden.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSo 28 Feb 2021 - 14:26

Wenn man die Hochmagierin von Wittenberg fragte, mangelte es diesem „Gasthaus“ an allem, was es zu einem solchen gemacht hätte. Sie hatte Rückenschmerzen ohne ihr weiches Federbett und das Frühstück ließ doch arg zu wünschen übrig.

Westfall und seine Siedler überforderten sie. Verabeth hatte sich auf Erddreck, Ressourcenmangel und übereifrigen Enthusiasmus eingestellt. In der Theorie. Die Praxis war ihrer Erwartung nahe gekommen und dennoch eine Herausforderung für die alte Frau, die sich an ihren Sturmwinder Luxus schon so gewöhnt hatte.
Die Zustände in Mondbruch erinnerten sie schmerzlich daran, weshalb sie Reisen – und Menschen - in den meisten Fällen tunlichst vermied und diese Aufgabe delegierte, wann immer sie konnte. Sicher, die magische Pflege der Länder des Königs und die Beruhigung seiner Bürger musste getan werden, die Hochmagierin war sich dieser Pflicht gewissenhaft bewusst. Aber doch nicht direkt vor Ort. Von ihr. Sie befasste sich mit Menschen und deren Problemen jederzeit gerne. Auf dem Papier. Darin war sie gut. Für einen tatsächlichen Austausch allerdings wenig motiviert und noch weniger geeignet, auch darüber war sie sich im Klaren.
Aber es war ihr wichtig gewesen, Ihrer Novizin zu vermitteln, wohin die Lehre hinter Turmmauern sie führen sollte und dass das Privileg ihrer Fähigkeiten an der königlichen Akademie der Arkanen Wissenschaften und Künsten mit einer verantwortungsvollen Verpflichtung einher ging.
Dass sie darin zuletzt bei der Auflehnung der Geißel versagt hatten, war ein Gedanke, den sie bitter eilig beiseite schob.

Doch die Menschen dieser Lande waren zäh geworden. Ausdauernd.
Garrus Vekan und seine Siedler in Westfall waren das Beste Beispiel dafür.

Pioniere ihrer eigenen Art.
Erst vor wenigen Tagen war ein großes Hochzeitsfest in den Ruinen und halb renovierten Häusern gefeiert worden. Ein Getöse war das gewesen! Dem sich die Hochmagierin mit Kopfschmerzen entzogen hatte. Aber sie durfte nicht versäumen, dem glücklichen Paar ihre Besten Wünsche noch zu übermitteln. Gab es ein schöneres Symbol für einen gefestigten Neubeginn? Sie trotzten allen Widrigkeiten, die das Land, die Magie und die Großen Übel dieser Welt ihnen auferlegt hatten. Sie wurden nicht müde, wieder aufzubauen. Ihr selbst fehlte dazu in ihren Jahren die Kraft. Für sie war ein Wiederaufbau keine Option mehr. Aber hier war das anders.

„Wir werden ihnen diese Mühe nicht durch Zauberei abnehmen, das wäre ihren Bemühungen und ihrem Werk gegenüber respektlos. Aber wir können sie unterstützen, wo sie uns darum bitten.“
Das war Verabeths Entscheidung, eit sie davon gehört hatte und das Anliegen einer magischen Untersuchung in der Nähe hatte sie daher ausnahmsweise persönlich angenommen.

“Es ist nicht an uns, Novizin Gardner, einem Bürger Sturmwinds Hilfe zu verweigern in Dingen, die sein Verständnis übersteigen. Für das Magische haben wir Sorge zu tragen.“ Und wo sie nicht mehr um diese Hilfe baten, war viel eher Grund zur Sorge geboten. Es würde sich also zeigen, was der Hinweis der neuen Bevölkerung bringen würde.
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeFr 7 Mai 2021 - 19:42

„...verbleiben wir im Wissen um Loyalität erwartungsvoll.“ endete die kurze Notiz, die Verabeth unter ihren heutigen Postdokumenten vorgefunden hatte. Die alte Magierin richtete das Monokel und kaute nachdenklich mit Blick auf die Zeilen. Sie war zu alt dafür. Sie war die Falsche. Wer der richtige war, wusste sie nicht und es ging sie auch nichts an. Sie würde nicht fragen. Die Dinge waren anrüchig und widerlich, aber sie mussten ihre Ordnung haben.


Das kleine wärmende Kohlebecken rauchte noch, als sie ihre Werkstatt in den gewundenen Gängen der Magierakademie verließ. „Novize!“ griff sie sich den nächstbesten Unglücklichen. „Wo ist Roscoe?“
Es gab offene Akten und etliches zu delegieren vor dem Aufbruch zur großen Expedition, damit während der allgemeinen Abwesenheit die Arbeit nicht schleifen gelassen wurde!






„Um Lichtes Willen, Novizin Gardner, nicht fallen lassen.“ zetert die Stimme der Alten über den Strand, auf dem das Basislager der Expedition errichtet wurde. Wie rohe Eier hatte Verabeth die Proben behandelt, die sie sich erarbeitet hatte.
Jawohl, erarbeitet. Mit einem fürchterlichen Gewaltmarsch, den sie trotz des Ausdauertrankes des Kollegen in jedem Knochen spürte. Mit umso mehr Vorfreude sah sie nun der Analyse der Funde entgegen. Und um wie viel erfahrungsreicher würde die werden, wenn sie es mit den Berichten in der heimischen Werkstatt würde abgleichen können. „Keine Müdigkeit vorschützen, Novizin.“ begann sie, die wenigen Gerätschaften, die sie gewagt hatte in diese Wildnis mitzunehmen, neben dem Zelt herzurichten. „Ihr könnt hier Eure Zauberbuchnotizen in der praktischen Anwendung erfahren. Geht langsam vor und beobachtet zunächst Euch selbst dabei. Zauberei unterliegt oft genug nicht nur der eigenen Kontrolle, sondern auch den Umgebungseinflüssen. Seid genau. Und beschreibt mir, ob Ihr einen Unterschied feststellt und wie er sich äußert.“
Ihre Knie schmerzten immer noch als sie ihre Schülerin gestreng anblickte und sich möglichst unauffällig ein wenig auf den Magierstab stützte. Ihr langjähriger Begleiter wurde im letzten Jahr zusehends zu einem unabdingbaren Hilfsmittel für die alternde Magierin. Wie sie sich danach sehnte, die freundliche Gabe des Erntehexers zur Anwendung zu bringen. Die Gelenksalbe würde ihr Linderung verschaffen. Doch nun galt es, zu arbeiten und zu unterrichten!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSo 16 Mai 2021 - 16:55

Der Gegenzauber





Die Glocken der Hauptstadt läuteten die zwölfte Stunde ein. Es war Mittag. In den Tiefen der Akademie hatte sich Phoebe mit einer ihrer Mitschülerinnen zur Zauberübung eingefunden. Ihr gegenüber stand nun eine Schülerin des Dritten Lehrjahres mit dem Namen Gabriella. Phoebe hatte sich bewusst dazu entschieden, sie für die Übung herzuziehen. „Gabriella, wenn du heute Mittag nach dem Geschichtsunterricht Zeit hast, würde ich dich gerne in den Übungsräumen treffen. Ich habe gehört, dass du recht geübt darin bist, deine Zauber schnell zu verweben.“, hatte sie gesagt und Gabriella hatte zugestimmt. So standen sich die beiden Damen nun gegenüber. Konzentriert und die Aktionen der Nächsten abwartend.

Gabriella hob die Hände in raschen Bewegungen durch die Luft. Eis kristallisierte sich und formte nach wenigen Augenblicken einen wehrhaften Frostblitz. Dieser schoss augenblicklich auf Phoebe zu, die sich an einen Gegenzauber versucht hatte. Aufgrund der Schnelligkeit Gabriellas musste sie allerdings umdenken und wob hastig einen eigenen Frostblitz zusammen, um ihn ihr entgegen zu werfen. Die eisigen Geschosse prallten vermehrt auf Phoebes Feld aufeinander. Zerschellten und hinterließen einen leichten Eisregen und blauen Dunst. Nachdem sich der bläuliche kühle Staub verflüchtig hatte, schossen Phoebe zwei Arkane Geschosse entgegen, die sie überraschend trafen. Hätte sie zuvor nicht für den nötigen Selbstschutz gesorgt, wären diese Treffer sicher schmerzhaft gewesen. „Du musst fokussiert bleiben!“, rief ihr Gabriella zu. „Nochmal…“

Phoebe prustete aus und schüttelte kurz ihre Hände. Dann sah sie, wie Gabriella erneut nach den Arkanen Mächten griff und dabei war einen Frostblitz zu beschwören. Rasch sausten Phoebes Finger schnitthaft durch die Luft, um die Geste des Gegenzaubers zu formen. Ihr Ziel war es dem Zauber ihrer Kontrahentin seine wichtigsten Stützpunkte aus der Matrix zu nehmen, sodass er in sich zusammenfallen sollte. Aber wieder war Gabriella schneller. Der Frostblitz schoss los und stach auf den Zauberschild ein. „Nochmal!“, erwiderte nun Phoebe. „Konzentration…“, entgegnete Gabriella. Phoebe war nicht unkonzentriert gewesen. Sie hatte genau darauf geachtet, den richtigen Moment abzupassen. Wieso war ihr dann aber der Gegenzauber nicht gelungen? Wieso war ihr Gegenüber wieder schneller gewesen. Mangelte es an Talent? Nein. Phoebe schüttelte den Kopf und atmete tief durch. So schwer kann es nicht sein. Bei Hochmagierin Laubgold hatte es auch funktioniert…dachte sie und ließ wieder ihre Hände durch die Luft sausen…

Glücklicherweise zielten die nächsten fünf Versuche auf ein besseres Ergebnis ab. Nachdem Gabriella Phoebe einige nützliche Tipps gegeben hatte und sie wieder auf ihre Ausgangspositionen getreten waren, zogen rasche Gesten beider Seiten aufeinander los und als Gabriella das spitze Frostgeschoss loslassen wollte, wirkte sie nichts weiter als heiße Luft. Phoebe wirkte in dem Moment mit sich zufrieden. „Danke…“, spricht sie und tritt auf Gabriella zu. „Ach nicht doch. Es hat Spaß gemacht die Novizensprecherin mit Frostblitzen oder Arkanen Geschossen zu bewerfen.“, ein leises Lachen entwich der Kehle der Mitschülerin. Phoebe schüttelte amüsiert den Kopf. „Wir können das nächste Mal unser Talent in einem Duell unter Beweis stellen, solltest du daran interessiert sein.“, schlug Gabriella vor. Phoebe überlegte zunächst, ehe sie nickte. „Einverstanden. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wann sich hierfür demnächst Zeit einräumen ließe.“, „Das bekommen wir schon hin. Ich werde meinen Mentor fragen, ob er die Aufsicht übernimmt.“

Nach der kurzen Pause und dem angenehmen Wortwechsel stellten sich die beiden Novizinnen wieder gegenüber und setzen ihre Zauberübung fort. Diesmal sogar im Wechsel. Wann immer die eine der anderen in Punkto Schnelligkeit überlegen war, wechselten sie. So war es einmal Phoebe die Gabriellas Gegenzauber prüfte und dann wieder Gabriella die Phoebes Gegenzauber testete.



_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeSo 30 Mai 2021 - 17:07

Die versteckte Botschaft



Es war noch früh am Morgen, als der Bedienstete die Nachricht brachte. Phoebe saß vor dem Novizenheim und las in einem Buch. Der Angestellte der Akademie trat auf sie zu und überreichte ihr ein formloses Kuvert wo die Adresse des Magiersanktums und ihr Name drauf verzeichnet waren. „Novizensprecherin, eine Nachricht aus Tanaris.“, informierte sie der adrett gekleidete Herr in knapper Form und verschwand wieder. Neugierig öffnete sie die Post und nahm den Zettel heraus. Leise begann sie zu lesen.

„Tagchen Lebensretter!

Mir geht es gesundheitlich großartig! Ihr seid auch nicht die Einzigen, die irgendwann irgendwie irgendwo wieder mit mir in KontAkt treten würden! Das passiert hier ständig und hat oft mit Zahlungen zu tun. Könnt ihr euch vorstellen, was ich alles an Zahlungen offen habe? Es niMmt nie ein Ende! Sucht euch hier also besser keine dauerhafte Bleibe, falls ihr nicht arM werden wollt! Wirklich, wirklich WIRKLICH ARM! So richtig meine ich!

Magi in der Wüste? Soweit ich weiß wurden nicht einmal die Körper gefunden! Nur eine Hand! Der Sand kann je nach Wind und Wetter schnell etwas bedecken. Ihr wollt also wissen, wo die allerletzte Sichtung der Gruppe war? So genau wie möglich? Am besten kostenlOs? Ich schaue was sich machen lässt! Alles was ihr dann aber wollt kostet euch etwas! Oder weNn ihr Beute findet: Teilen! Haben wir ein Geschäft?

Geschäftige Grüße
Rizzle“


Phoebe hob verwundert die Brauen. „Von jemanden der ein Forscher sein möchte hätte ich ein saubereres Schriftbild erwartet.“, murmelte sie vor sich her. Sie las den Brief noch einmal genauer, Zeile um Zeile. Derweil fielen ihr weitere Ungereimtheiten auf. „Ihr seid nicht die Einzigen…“, wiederholte sie die Zeile und ging weiter „Kont-A-kt?...“, langsam aber sicher schien es ihr zu dämmern. Es war nur der Funke eines Gedankens, der sie ihren Kohlestift zücken ließ und sie hinauf auf ihr Zimmer schickte. Sie hatte es eilig, schlängelte sich an einen kleinen Haufen Novizen vorbei, der gerade lachend und schwatzend dabei war das Haus zu verlassen und eilte zielgerichtet die Treppe hinauf.

An ihrem Schreibtisch schob sie die Arbeiten des Vortages bei Seite und nahm den Brief wieder von vorne auf an. „Gut…Rizzle…was wollt Ihr mir genau sagen.“ Der Stift stricht über das Papier und umkreiste die sonderbar geschriebenen Botschaften: „Ihr seid nicht die Einzigen – vermutlich hatte er wieder Besuch, steckt in Schwierigkeiten?...Kont-A-kt. Das A hat etwas zu bedeuten. Der Goblin wird sicher keinen fahrlässigen Schreibfehler zulassen.“ Phoebe umkreiste den Buchstaben und fuhr die Botschaft weiter ab. „Hier ist der nächste…“, sie um kreist das M in „ni-M-mt“, „Sucht euch keine dauerhafte bleibe…Gadgetzan wird gefährlich.“, suggerierte sie daraus. „Hier wieder…ar-M.“ Phoebe runzelte die Stirn, als sie die nächsten Zeilen las. „Es wird mit Sicherheit nicht einfach noch irgendetwas zu finden. Fraglich ist, ob jemals genau nach ihnen gesucht worden ist…wenn sie nur eine Hand gefunden haben. Wieso nur eine Hand?“ Sie zog den Brief weiter fort und umkreiste noch die Buchstaben O und N. Langsam lehnte sie sich zurück, betrachtete den Brief als Gesamtes und schüttelte nur mit dem Kopf. „Gewieft Rizzle, wirklich gewieft. A-M-M-O-N.“ Setzte sie die Buchstaben zusammen. „Ammon? Ammon…“, grübelte sie. Der Name oder die Bezeichnung sagten ihr jedoch nichts.

Die Novizensprecherin verließ ihr Zimmer und eilte in den Kartenraum der Akademie. Dort ließ sie sich eine Karte der südlichen Regionen Kalimdors aushändigen und stützte sich über der großen Wüste Uldums ab. Ihre Augen blickten konzentriert über die kleinen Schriftfelder die Grabstätten, Städte oder andere Ortschaften bezeichnete. Ihr Finger glitt weiter südlich der Karte entlang, ehe er innehielt und sie breit grinsen ließ. „Die Ruinen von Ammon…Das sieht nach einem langen Marsch durch die Wüste aus.“ Sie notierte sich den Namen des Zielortes und rollte die Karte wieder zusammen. Als nächstes sollte es eilends zur Hochmagierin gehen. Freude stieg in Phoebe empor. Es mochte nun endlich weiter gehen…

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeFr 6 Aug 2021 - 17:52

Durch Sturmwinds Magierviertel




Eigentlich war das Magierviertel Sturmwinds zu jeder Jahreszeit schön. Sei es im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter.

Doch an diesem Tage, als Phoebe Rosoce den Magierturm verließ und ihren Blick über die violetten Schindeln und die einzeln, in saftigem Grün stehenden Bäume warf, befand sie, dass das Magierviertel noch nie schöner ausgesehen hatte. Sie trat die Rampe herunter und beschloss das gute Wetter auszunutzen und spazieren zu gehen. Auf ihrem Weg durch das Viertel beobachtete sie rote, bauschige Eichhörnchen von Baum zu Baum springen, Vögel, die in ihren Nestern saßen oder gerade ausflogen und Blümchen in unterschiedlichen Farben, die als Zierde in Kästen vor Häusern oder auf den weiten Wiesen des Distrikts verteilt zu finden waren. Es war alles in allem ein herrlicher Sommertag. Nichts dass das freudige Gemüt hätte trüben können. Zumindest fast nichts.

Da war ein beiläufiger Fetzen Papier, der die Schönheit des Magierviertels störte. Ein Makel in all der „Perfektion“. Phoebe trat auf das Papier zu und hob es auf. Es war eine Seite aus einem Tagebuch, welche wohl einfach so herausgerissen und vergessen worden war. Eine ihr unbekannte Handschrift schrieb von aufwühlenden und vereinnahmenden Gedanken. Phoebes Laune erhielt dadurch einen leichten Dämpfer. Sie setzte sich auf eine nahestehende Bank und dachte über die gefundenen Zeilen nach. Es war ihr nicht anders möglich. War es doch irgendwo eine natürliche Veranlagung, sich Gedanken zu machen, aber niemanden wirklich wissen zu lassen, wenn man selbst in Sorge war. Sie kam sich leichtsinnig vor, ihre Freude so offen gezeigt zu haben, wo doch andere im Augenblick Leid durchmachten und einige ihrer Freunde in eine umkämpfte Heimat zurückgekehrt waren. Es war ihr vergönnt gewesen mitzuziehen, hatte sie doch gut mit anderen Dingen zu tun. Dinge, die sie vereinnahmt hatten. Aber bald schon würde sie die Prüfung zur Magierin ablegen und wenn dies geschehen war, würde sie mehr Freiheiten erhalten. Aber auch Verpflichtungen, die sie binden würden. In erster Linie dachte Phoebe darüber nach, wie weit sie anderen helfen könnte, ohne zu glauben, mit ihren Lerninhalten nicht hinterher zu kommen. Ohne abzuwägen, ob sie lieber ihrem Studium nachgehen oder ihre Magie für ihre Verbündeten und Freunde einsetzen würde. Wieder waren es vielerlei unterschiedliche Dinge, die ihr zugleich durch die Gedankenwelt strömten: Ihre Freunde im Süd-Westen des Königreiches, die Magierprüfung, die Verantwortung als Novizensprecherin - welche weitergegeben werden müsste - ein neues Herz, Uldum und noch einiges mehr. Es war nicht leicht eine Person zu sein, die viel mit ihrem Kopf arbeitet. Denn manchmal, da nahm der Kopf einfach überhand!

Sanft schüttelte sie den Kopf und ließ ein Seufzen verlauten. Die Glocken der Stadt leiteten mit ihren Schlägen den Mittag ein. Phoebe setzte ihren Spaziergang fort. Tagebuch schreiben, dachte sie, wäre eine wunderbare Idee um schwierige Dinge aus dem Kopf bekommen und eine verschriftlichte Version der eigenen Erinnerung und Eindrücke bei sich zu haben. Vielleicht sollte sie einmal anfangen Tagebuch zu schreiben. Aber zunächst würde sie sich ihren Mitschülern im Speisesaal der Akademie anschließen und dann würde sie weiter ihren Verpflichtungen als Novizin und Novizensprecherin nachkommen. So begab es sich, dass sie nach einem vorzüglichen Mahl dem ein oder anderen Kurs anschloss, lauschte und lernte, in die Übungshallen trat, um ihre magischen Künste auf die Probe zu stellen, klärende Gespräche zwischen Novizen und Magiern führte und den krönenden Abschluss damit ausschmückte, einer älteren Magierin bei ihren Tätigkeiten zur Hand zu gehen. Es gab viel zu tun und noch so viel mehr würde sich in der Zukunft offenbaren. Aber eines nach dem anderen, dachte sie und kam zu dem Entschluss: „Es wird niemanden etwas bringen, wenn sich damit aufhält, was man noch alles zu tun hat. Bedauerlicherweise kann man nicht zur selben Zeit an mehreren Orten sein. So bleiben Entscheidungen niemals aus.“

Am Abend blickte die Novizin vom saftigen Wiesenboden aus den Magierturm empor. Glühwürmchen schwebten durch die Nacht und Sterne strahlten vom dunklen Zenit herunter. Es war die perfekte Stimmung für Gedanken. Phoebe grinste in sich hinein und seufzte - auch wenn sie irgendwo dabei zufrieden klang. Die Tür zum Novizenwohnheim öffnete sich und eine vertraute Gestalt trat heraus, die sich je zu ihr gesellte hatte und mit der sie noch bis zum späten Glockenschlag unterhielt.
Dann gingen sie schlafen.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMi 27 Okt 2021 - 20:06

„Das glaubt uns keiner!“ wird geschwärmt. „Mein ganzer Beutel ist voll. Oh! Rhabarberdrops“
Als schnatternder Haufen brettert die wild kostümierte Schar Jugendlicher über die hölzerne Hängebrücke aus dem Burgtor. Allen voran marschiert eine Kirin Tor Gnomin, die den Inhalt ihres Spitzhuts begeistert durchwühlt und fast über die Spitze stolpert. Der Bursche im roten Kleid mit Honigkuchenstrahlen direkt hinter ihr führt die offenherzige Grüne Witwe stolz am einen, eine zwielichtige Schattenzauberin am anderen Arm. Der Hexendoktor im luftigen Lederkilt mag ebenso Grinsen, oder nicht, unter der Holzfratzenmaske ist es nicht zu erkennen, genauso wenig wie hinter der breitmäuligen Murlocpappmaske des jungen Kerls in Grün, der sich eher vorsichtig mit der Truppe mitschiebt. Eine wenig aus dem Bild fällt das Schlusslicht, der rothaarige Junge in Bauerntracht.
„Das glaubt uns keiner!“ wird geschwärmt. „Mein ganzer Beutel ist voll. Oh! Rhabarberdrops“ „Du hättest dich eh nicht getraut, Eier an die Burgmauer zu werfen.“ „Wetten doch?“ „Wetten nicht?“ „Jetzt aber trinken gehen?“
Die Augen noch ganz leuchtend und wild durcheinander plappernd drehen sich einige nochmal um.
"Fröhliches Schlottern, ihr Wächter des Löwen!"
„Nächstes Jahr gehe ich als Burgwache! Ha!“

„Die haben mit den Winterhauchmarkt ausgerufen, habt ihr die Zettel auch gelesen?“
„Echt? Ja, dann müssen wir da hin.“
„Noch mehr Kuchen!“

Und so zieht die verkleidete Schar weiter auf der Suche nach Süßem oder Saurem, im Kopf schon Bratäpfel und Kandis im Winterhauchtee.
 
Nach oben Nach unten
Phoebe Roscoe

Phoebe Roscoe

Anzahl der Beiträge : 395
Anmeldedatum : 23.07.16
Alter : 25
Ort : Irgendwo in Hessen

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeDi 23 Nov 2021 - 20:23

Gandres Dissertation

Heute in der Früh zog es die Magierin in die Bibliothek. Dort traf sie auf einen der Archivare der Akademie. Jemand den sie schon einige Tage zuvor mehrmals aufgesucht hatte und immer wieder von ihm fortgeschickt wurde. Doch heute sollte er sie nicht einfach so ziehen lassen…

*

„Magus Roscoe.“, sprach der ältere Mann in ruhiger Stimme und nickte der Jungmagierin dezent zu. Phoebe hob die Mundwinkel und erwiderte den Gruß. „Guten Morgen, Magus Morrigan. Ihr wisst, weswegen ich hier bin…“ Doch ehe sie weitersprechen konnte unterbrach der Archivar mit erhobener Hand: „Das weiß ich durchaus und ich habe es endlich gefunden: „Individuelle Spiegelbilder aus Erinnerungen – Ein Zusammenspiel von Weissagung und Illusion“, hier ist es.“ Der ältere Mann überreichte der Jungmagierin eine kleine, gebundene Ansammlung an Pergament, eingeschlagen in feines Leder. Neugierig blitzten die olivgrünen Gemmen Phoebes über den Umschlag, ehe dem Archivar ein sachtes Lächeln geschenkt wurde. „Ich danke Euch, Magus Morrigan.“ Dieser nickte nur. „Wenn das dann alles gewesen wäre, ich habe heute noch reichlich Arbeit zu erledigen.“

*

Nachdem Phoebe die Bibliothek verlassen hatte und sich auf dem Weg zu ihrem Büro machte, blätterte sie immer wieder durch die Ausgabe, die ihr der Archivar überlassen hatte. „Individuelle Spiegelbilder aus Erinnerungen – Ein Zusammenspiel von Weissagung und Illusion“, von Orazio Gandre. Gewidmet an Maris, Callida und Ashley…“, las sie murmelnd vor sich hin. Hier und da drehten sich ein paar Köpfe nach Pheobes Gemurmel um. An der nächsten steinernen Säule hielt sie inne und überflog die ersten Seiten der Dissertation. Dabei streiften ihre Augen Thesen darüber, wie man mittels Weissagungszauber die Gedanken und Erinnerungen von Personen aussuchen und mittels Illusionen „lebendig“ machen könnte. Die Brauen zogen zusammen, die Stirn lag dezent in Falten. Eine interessant, wenn auch gefährliche Mischung, befand die Magierin. Nach einer kurzen Weile und weiteren Zeilen diverser Theorienbildung realisierte sie wohl, dass sie fast mitten auf dem Gang stand. Gemächlich nahm sie den Schritt zu ihrem Büro wieder auf. Dort angelangt schloss sie die Tür hinter sich, zog den Stuhl zurecht und setzte sich. Sie hatte sich die Zeit genommen, die Meisterarbeit von Gandre näher einzusehen.

*

Nachdenklich legte sie gen Nachmittag die angelesene Meisterarbeit bei Seite und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Phoebe betrachtete die Pergamente und tippte mehrmals mit dem Fuß auf dem Boden herum. Schlussendlich erhob sie sich und wanderte ein paar Runde durch den Raum, ehe sie sich wieder herumwand. Illusionen waren schon immer faszinierend gewesen und das, was sie hier nun las, hatte sie auf Ideen gebracht. Wie weit und vertiefend würden sich wohl Illusionen spannen lassen…sodass sie…der Gedanke wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. „Herein.“, sprach die Magierin, räumte Orazios Ausarbeitung bei Seite und setzte sich wieder.

_________________
"Ah, die Rädchen haben sich in Bewegung gesetzt" - Medivh bei einem unfairen Schachspiel!
 
Nach oben Nach unten
Verabeth

Verabeth

Anzahl der Beiträge : 935
Anmeldedatum : 06.08.12

Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitimeMo 18 Apr 2022 - 14:54

Die alte Magierin wandte sich nur kurz zum Flackern der Kerzenflamme, als der Docht knisterte. Bald würde das Wachs heruntergeschmolzen sein. Vermutlich saß sie bereits Stunden hier und verdarb sich weiter die Augen beim Lesen. Namen um Namen, Unbekannte, irrelevant.

Sie nahm einen Schluck beschworenes Kristallwasser und drückte sich einen Moment die trockenen Finger auf die geschlossenen Lider, während draußen das Widerspiel der Ozean- und Gebirgswinde gegen die Holzwände der Hafenmeisterei drückte.

Sicher, sie hätte jemanden schicken können, diese langwirige, eintönige Arbeit zu verrichten. Doch ein Novize wäre unpassend gewesen und ein Angestellter zu ungenau. Es gab Dinge, die man selbst verrichten musste, wenn sie sorgsam verrichtet werden sollten, so nieder sie auch waren.

Mittlerweile war Verabeth alleine und die Nacht herrschte schon über der Stadt, aber die nahm sich die nächste Passagierliste vor und sie würde nicht aufhören, bis sie die letzten Tage nachrecherchiert hatte. Wohin war der junge Mann gegangen? Hatte er seinen richtigen Namen genutzt? Hatte er die Stadt überhaupt über den Hafen verlassen? Man musste zumindest so sicher gehen, wie man konnte.

Manchmal war Magie allein nicht die Lösung.
Manchmal war es eintönige, ausdauernde Recherche.
 
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte




Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Empty
BeitragThema: Re: Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag   Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag - Seite 7 Icon_minitime

 
Nach oben Nach unten
 
Tinte und Papier: Der große IC-Beitrag
Vorheriges Thema anzeigen Nächstes Thema anzeigen Nach oben 
Seite 7 von 8Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8  Weiter

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Magiersanktum Sturmwind :: Das Sanktum :: Gerüchte und Geschichten-
Gehe zu: